Auch an Neujahr: Dieser Mann springt jeden Tag in die Isar

Am 1. Januar springen Münchner beim "Anschwimmen" in die drei Grad kalte Isar. Einer ist Norbert Mayer, der seit Jahren im winterlichen Eiswasser schwimmt.
von  Lisa Marie Albrecht
1. Januar 2015: Bei Schnee trauten sich einige Mutige zum Anschwimmen in die Isar.
1. Januar 2015: Bei Schnee trauten sich einige Mutige zum Anschwimmen in die Isar. © privat

München – Ein Bad in der Isar ist für viele an einem heißen Sonnentag die schönste Abkühlung, die es geben kann. Aber wie viele würden das auch noch wagen, wenn die Wassertemperatur nur wenige Grad über Null beträgt?

Der 57-jährige Norbert Mayer wagt es – und zwar täglich. Vor fünf Jahren plagten ihn einige „Zipperlein“, wie er sagt, die Gelenke schmerzten und er suchte nach einem Weg, sein Immunsystem zu stärken. Also begann er, auch in der kälteren Jahreszeit am Flauchersteg zu schwimmen. „Ich bin immer wieder, zuerst im Herbst, in die Isar gegangen, auch bei vier, fünf Grad und konnte meinen Körper nach und nach daran gewöhnen. Eigentlich ist es recht einfach, man muss nur den inneren Schweinehund überwinden“, erzählt der gebürtige Truderinger.

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Isar mit dreieinhalb Grad? "Es könnten auch null Grad sein."

 

Mittlerweile ist die kleine Treppe am Flauchersteg, in der Nähe der Wirtschaft „Schinderstadl“, sein Lieblingseinstieg geworden. Bei seinen ersten Bädern überlegte er noch, eine Mütze anzuziehen – heute machen ihm die zurzeit etwa dreieinhalb Grad der Isar nichts mehr aus: „Es könnten auch null Grad sein.“ Wichtig sei es, sich vor dem Baden aufzuwärmen – Mayer fährt etwa 20 Minuten schnell mit dem Radl. Dann sofort ausziehen, maximal fünf Minuten im Wasser bleiben und wieder anziehen. Einmal ist er 25 Minuten im Wasser geblieben. „Da hatte ich eine kleine Unterkühlung und meine Wahrnehmung war ziemlich verzerrt.“

Wann immer es geht, nimmt der Münchner nach der Arbeit sein Kältebad. Der Einstieg ist etwa eine Viertelstunde von seinem Arbeitsplatz entfernt. Seine Beschwerden seien seitdem verschwunden, ohne dass er irgendwelche Medikamente genommen habe. Auch sein Immunsystem habe er deutlich verbessern können. „Meine Ärztin sagt, wenn mehr Patienten das Gleiche tun würden, wäre ihre Praxis um die Hälfte leerer.“

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Am Neujahrstag schwimmt Mayer nicht alleine

 

Zum Neujahrstag erhält Norbert Mayer Unterstützung. Dann treffen sich auch andere Mutige am Flauchersteg, um in die Isar zu springen – quasi Eventschwimmer. Schon seit über 30 Jahren gibt es das „Anschwimmen“ an der Isar, das von der Wasserwacht unterstützt wird. Dieses Jahr werden sich wohl etwa zehn Männer ins Wasser wagen, angefeuert durch Ehefrauen und Kinder. Dazu gibt es Weißwürste, Suppe, manche bringen Sekt, Kaffee oder Stollen mit.

Völlig ohne Training und Vorbereitung sollte man jedoch nicht ins Eiswasser springen, sagt Mayer. Im Prinzip könne jeder Kälteunempfindlichkeit lernen – allerdings müsse man mindestens einmal pro Woche ins Wasser gehen. Ohne vorher die Muskeln auf Temperatur zu bringen, sollte keiner ins Wasser. Und nie mit Restalkohol von der Silvesternacht – das erhöhe entgegen der allgemeinen Meinung das Kälteempfinden.

Möchten Sie auch einen Sprung ins kalte Wasser wagen – oder dabei zuschauen? Das „Isar-Anschwimmen“ findet am 1. Januar 2016 statt, um kurz vor 11 Uhr am nördlichen Ende des Flaucherstegs, 200 Meter südlich vom „Schinderstadl“.

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