Attaching klagt gegen die dritte Startbahn

"Ellenbogenartig"  seien die Interessen des Dorfes Attaching bisher beiseite geschoben worden. Jetzt gehen auch vier Anwohner juristisch gegen den Ausbau des Flughafens vor.
von  J.Schneider
Protest-Plakat der Bürger-Initiative gegen die geplante dritte Startbahn des Münchner Flughafens: So sieht die Horror-Vision der Attachinger aus.
Protest-Plakat der Bürger-Initiative gegen die geplante dritte Startbahn des Münchner Flughafens: So sieht die Horror-Vision der Attachinger aus. © John Schneider

ATTACHING Der Attachinger Maibaum hat Gesellschaft bekommen. „Geboren 790, gestorben wegen der 3. Bahn“: Seit kurzem steht hier ein Grabstein mit dieser Inschrift. Doch die Attachinger belassen es nicht bei Symbolik, sie hoffen wie andere Gegner aus der Umgebung des Flughafens auf ein juristisches „Stopp“-Zeichen für das Vorhaben.

22 Klagen gegen den Ausbau des Münchner Flughafens sind bis letzten Freitag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingegangen. Zudem wurden sieben Anträge auf einstweiligen Rechtsschutz gestellt, um den Baubeginn zu verhindern. Stadt und Kreis Freising, die Gemeinden Oberding, Eitting, Berglern und Fahrenzhausen und der BUND Naturschutz klagen. Dazu kommen Privatklagen. Eine davon vertritt der Fachanwalt Eike Schönefelder. Vier Attachinger treten als Musterkläger auf, um ihrer Klage mehr Gewicht zu geben. Doch dahinter steht das ganze Dorf.

„Erst stirbt die Sportanlage, dann die Gastronomie, schließlich das ganze Sozialleben“, zeichnet Michael Buchberger von der Attachinger Bürgerinitiative ein düsteres Bild der Zukunft. Die Kinder dürften den Kindergarten dann nicht mehr verlassen, um im Freien zu spielen. Der Grund: Kommt die Startbahn, wäre ein Aufenthalt draußen bei 500 Flugzeugen, die jeden Tag in 50 bis 80 Meter das Dorf überfliegen und bis zu 71 Dezibel Lärm verursachen, gesundheitsschädlich.

„Ellenbogenartig“ sind die Interessen des Dorfes bislang beiseite geschoben worden, sagt Anwalt Schönefelder. Er bestreitet angesichts der „Stagnation im Flugverkehr“ die Notwendigkeit des Ausbaus. Weder dem Naturschutz, noch den Befürchtungen wegen des Absturzrisikos, der Flugzeug-Wirbel oder der Wertminderung der Immobilien sei von den „Partei-Gutachtern“ und der Regierung von Oberbayern Beachtung geschenkt worden.

Als „unfair“ empfindet es der Jurist zudem, dass entgegen anderslautender Versprechungen, einige Gutachten nachgereicht wurden, ohne diese auch den Startbahngegnern zuzuleiten. Auch deswegen glaubt er an einen Erfolg der Klage. Der 8. Senat muss sich jetzt durch 2800 Seiten Planfeststellung und 22 Klageschriften arbeiten. Bis zur Entscheidung, glaubt Schönefelder, werden wohl mindestens zwei Jahre vergehen – nur eine Gnadenfrist für Attaching?

 

 

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