Atomkraftwerk in Trudering?

MÜNCHEN - So mancher Anwohner dürfte in den vergangenen Tagen geschockt Halt gemacht haben, als er die Wahlwerbung der SPD sah: „Die CSU will Atomkraftwerke in Trudering & Ramersdorf bauen“, ist auf den Plakaten im Stimmkreis 107 zu lesen.
In deutlich kleineren Lettern findet der Passant dann unter der Schreckensnachricht noch folgenden Text: „Die CSU will Atomkraftwerke bauen. Aber sie sagt nicht wo. Vielleicht hier? Fragen Sie die CSU.“
Immer abwegigere Züge nähme der Wahlkampf der SPD an, schimpft die Münchner Rathaus-CSU. Es sei schriftlich belegbar, dass die Staatsregierung keine Atomkraftwerke in München wolle.
Die Retourkutsche
„Selbstverständlich würde insbesondere die CSU-Stadtratsfraktion jedes derartige Projekt strikt ablehnen“, heißt es jetzt in einem Dringlichkeitsantrag. Als Retourkutsche fordert die CSU darin nun: Die Verwaltung solle darstellen, ob es Pläne der Stadt gibt, ein AKW in München zu bauen. „Das Plakat schlägt dem Fass den Boden aus“, lästert Fraktionschef Josef Schmid. Er wirft der SPD einen „Angstwahlkampf“ vor. Manche Anwohner nähmen das Wahlplakat tatsächlich ernst.
Landtagskandidat Markus Rinderspacher, der für die SPD im Stimmkreis Ramersdorf antritt, kann die Aufregung beim politischen Gegner nur bedingt nachvollziehen. „Wenn Atomkraft die sauberste Energie der Welt wäre – wie die CSU behauptet – dürften die Bürger ja auch keine Angst davor haben!“ Natürlich sei die bayernweite Kampagne als Provokation gedacht. „Die CSU muss aus der Deckung kommen!“
Julia Lenders