Atomkraft? Ohne uns!

Diesen Samstag demonstrieren ab 14 Uhr zehntausende Münchner am Odeonsplatz für AKW-Abschaltungen. Zehn Gründe, warum Sie hingehen sollten.
von  Julia Lenders

München - Was haben München, Berlin, Hamburg und Köln an diesem Samstag gemeinsam? Sie sind Schauplatz des Protests. Allein in Bayerns Hauptstadt werden Zehntausende Atomgegner zur Großdemo erwartet – um 14 Uhr am Odeonsplatz. Die AZ nennt zehn gute Gründe, um zu fordern: Ab-schal-ten!

1. Wohin mit dem Müll? Allein in Deutschland werden jedes Jahr 400 Tonnen Atommüll produziert. Ein Endlager dafür gibt es noch nicht. Kein Bundesland will eine strahlende Müllkippe haben. Seit Jahrzehnten wird zwar über den Standort Gorleben diskutiert. Doch es gibt viele Zweifel an der Eignung des Salzstocks.

2. Strahlen ohne Ende:
Die Halbwertszeit von Plutonium-239 liegt bei 24000 Jahren. Beim hochradioaktiven Jod-129 sind es unvorstellbare 15,7 Millionen Jahre. Sprich: Hätten schon die Neandertaler Atommüll produziert, wäre der heute noch gefährlich.

3. Die Gefahr eines GAU:
Wenn es dazu kommt, ist das Ausmaß der Zerstörung beispiellos: Krebstote, verstrahlte Landschaften und Lebensmittel. Noch heute sind in Bayern Pilze und Wild belastet – fast 25 Jahre nach Tschernobyl. Die Folgen des Unglücks in Japan sind noch nicht absehbar.

4. Risiko Flugzeugabsturz:
Ob Unfall oder Anschlag: „Keines der 17 deutschen AKW kann dem Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs standhalten”, sagt Greenpeace.

5. Unser Nachbar Isar 1: Das AKW bei Landshut ist Bayerns ältester Meiler. Derzeit ist er vom Netz. Bei der Stilllegung kam es zu Problemen. Die Grünen fordern eine Aufklärung des Zwischenfalls - und auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen verlangt genauere Information.

6. Atomkraft fürs Klima?
Kein langlebiges Argument. „Ebenso wie bei fossilen Energien geht auch hier der Brennstoff zur Neige”, sagt Greenpeace. Laut IAEO würden die Uranvorräte bei den heutigen Förderraten noch für 65 Jahre reichen – und das sei noch ein optimistisches Szenario.

7. Von wegen Stromlücke! Eines macht das Moratorium deutlich: Die sieben ältesten AKW und der Pannenmeiler Krümmel können sofort stillgelegt werden, ohne dass in Deutschland die Lichter ausgehen.

8. Das Spaß-Argument: Bei der Großdemo in München treten unter anderem Urban Priol und mehrere Bands auf.

9. Münchens AKW-Beteiligung:
Ärgerlich, aber wahr: Die Landeshauptstadt verdient mit. Ihr gehören 25 Prozent am lukrativen Meiler Ohu 2.

10. Ausstieg zu teuer?
Laut Greenpeace belegen Gutachten, dass der Strompreis nicht zwangsläufig steigen muss. Der Effekt läge demnach bei weniger als 0,5 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt wären das rund 14 Euro im Jahr.

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