Atomkraft: Das sollten die Münchner wissen

Welcher Strom kommt aus meiner Steckdose? Wie viel teurer ist Ökostrom? Und wo kann ich in München gegen Kernenergie demonstrieren? Die Antworten.
A. K. Koophamel, A. Hund |
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Atom-Strom, nein Danke? Diese Frage stellen sich auch immer mehr Münchner.
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Welcher Strom kommt aus meiner Steckdose?  Wie viel teurer ist Ökostrom? Und wo kann ich  in München gegen Kernenergie demonstrieren? Die Antworten.

München - Es ist – ob nun leider oder zum Glück – wieder Zeit, über Atomkraft zu reden. Erst recht in München. Hier haben im Herbst 50000 Menschen gegen die Laufzeitverlängerung demonstriert. Die Debatte bekommt durch das furchtbare Szenario in Japan neue Wucht. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie hoch ist der Anteil des Atomstroms in München? Laut den Stadtwerken (denen 25 Prozent am AKW Isar2 gehören) beziehen ihre Privatkunden keinen Atomstrom: Sie würden zu drei Vierteln fossilen Strom liefern, ein Viertel aus Wasserkraft. In drei Jahren könnten die 800000 Haushalte hier ausschließlich mit Ökostrom versorgt werden.

Christina Hacker vom Münchner Umweltinstitut ist skeptisch: „Rechnerisch ist das zwar möglich, physikalisch lässt sich der Strom aber nicht trennen.“ So fließe durch Münchens Leitungen auch Atomstrom. Bernhard Fricke, Ex-Stadtrat und Atomgegner, rät trotzdem, zu Ökostrom zu wechseln: „Wird mehr Ökostrom ins Netz gespeist, verringert sich auch der Anteil des Atomstroms.“

Welche AKWs stehen in Bayern? Insgesamt gibt es fünf: Grafenrheinfeld bei Schweinfurt, Gundremmingen B und C bei Günzburg sowie Isar1 und 2 bei Landshut. Letztere sind nur 90 Kilometer von München entfernt (siehe unten).

Wohin fließt der in Bayern erzeugte Atomstrom? Laut den Stadtwerken geht der Strom an den Stromhandel und die Industrie.

Ist Ökostrom teurer? Nicht zwingend. Der Grundpreis für das Ökopaket der Stadtwerke ist sogar um 15 Euro billiger als das reguläre M-Strom-Paket. Für reinen Ökostrom zahlen Privatkunden pro Jahr und Einpersonenhaushalt im Schnitt knapp 350 Euro. Greenpeace Energy kostet mehr: 430 Euro. Kann ich als Privatperson aus dem Atomstrom aussteigen?

Das ist schwierig, weil sich in den Leitungen der Atomstrom nicht von dem Ökostrom trennen lässt. Als vertrauenswürdig und zertifiziert gelten in Deutschland vier Anbieter: Naturstrom, Lichtblick, die Elektrizitätswerke Schönau und Greenpeace Energy. „Von ihnen kann man guten Gewissens sagen, dass sie ohne Atomstrom auskommen“, sagt Christina Hacker vom Münchner Umweltinstitut.

Wie kann ich wechseln?
Im Internet finden Sie unter atomausstieg-selber-machen.de eine Liste der Anbieter, die atomfreien Strom liefern. Infos gibt es auch unter der kostenlosen Ökostrom-Hotline
0800-762 68 52.
Bei einem Wechsel bleiben die Leitungen die selben. Die Kündigung beim bisherigen Anbieter übernimmt in der Regel der neue Stromversorger. Für den Wechsel fallen keine Kosten an.

Produziert München genug Ökostrom?
Bislang noch nicht. Das Ziel der Stadt ist, bis 2025 alle Haushalte und die Industrie mit Ökostrom zu versorgen. Per Gesetz muss schon jetzt an Tagen, an denen viel Strom aus Wind und Sonne gewonnen wird, dieser Öko-Strom zuerst ins Netz eingespeist werden. Nur lässt sich ein AKW nicht flexibel steuern und verstopft quasi mit seinem Strom die Netze. Die Atom-Betreiber zahlen deshalb Ausgleichszahlungen. Erneuerbare Energie wird zwar finanziell gefördert, mehr Ökostrom fließt an einem Sommertag aber nicht.

Kann es in Bayern zum GAU kommen? Es gibt keine konkrete Gefahr. Ein starkes Erdbeben in Bayern ist sehr unwahrscheinlich. Gefahr droht bei einem Flugzeugabsturz. Die Warteschleife des Münchner Flughafens führt über das Gebiet, auf dem Isar<TH>1 und Isar 2 stehen. Gerade Isar 1 gilt als gefährdet.

Wie kann ich gegen Atomstrom protestieren? Am Montag, 19 Uhr, findet eine Mahnwache des Anti-Atomkraft-Bündnisses „KettenReaktion Bayern“ statt. In München treffen sich die Bürger am Stachus, um der Opfer in Japan zu gedenken.

 

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