Asylunterkunft öffnet: 14 Quadratmeter – für zwei Flüchtlinge

München - Noch sind die Schränke leer, noch liegen keine Decken auf den Betten, und noch besteht der Gemeinschaftsraum nur aus einem Tisch und ein paar Stühlen. Anfang Oktober wird sich das ändern. Dann sollen in die neue Asylunterkunft an der Tischlerstraße etwa 100 geflüchtete Menschen einziehen.
Neue Unterkunft am Stadtrand
Die Regierung von Oberbayern betreibt die Unterkunft und sie hat die AZ vor dem Einzug der Bewohner hineingelassen. Die Unterkunft liegt am südwestlichen Stadtrand, fast bei der Gemeinde Neuried. Der Waldfriedhof ist ganz in der Nähe, dafür ist die nächste U-Bahn weit weg: Fast 20 Minuten geht man von der Haltestelle Fürstenried West. Schon seit 1993 bringt die Regierung von Oberbayern hier Geflüchtete unter.

Wer hier lebt
Vier hellgrüne Häuser, die von außen an Baracken erinnern, wurden damals für Menschen gebaut, die vor dem Krieg im damaligen Jugoslawien flohen. Heute leben dort: Afghanen, Nigerianer, Iraker - und immer mehr Türken kommen dazu. Ukrainer wohnen hier keine, die werden alle anderswo untergebracht. So schildert es der Pressesprecher der Regierung von Oberbayern Wolfgang Rupp.
Neben diesen vier grünen Häuschen steht nun ein zweistöckiger funktionaler Bau. Das Farbkonzept setzt die Regierung fort: Nur sind hier nicht die Fassaden, sondern die Innenwände grün.
Fast nur Zweibettzimmer
44 Zimmer gibt es, die meisten davon - nämlich 37 - sind Zweibettzimmer. Manche lassen sich mit einer Tür verbinden und so vergrößern. Drei Appartements haben eine eigene Küche und ein eigenes Bad. Eines ist barrierefrei. Ein Zimmer ist nicht ganz 14 Quadratmeter groß. Da steht ein Bett mit Metallrahmen, ein Schrank mit Schloss, ein Kühlschrank.
Vier Duschen für 50 Frauen
Zum Kochen und zum Duschen müssen die Bewohner in Gemeinschaftsräume. Rechnerisch müssten sich 50 Frauen vier Duschen teilen. Für Männer gibt es ebenso viele. Eine Dusche ist für eine diverse oder Trans-Person vorgesehen. Kein Luxus, aber auch nicht weniger als vorgesehen, meint Rupp. "Die Standards, werden erfüllt."
Mehr Bedarf als Angebot
Er geht d
avon aus, dass sich die Unterkunft schnell füllen wird. Denn, auch wenn bei Krieg momentan alle nur an die Ukraine denken: Die Krisen in den anderen Teilen der Welt verschärfen sich auch. Das merkt Simon Untergruber, der bei der Regierung von Oberbayern für Asyl zuständig ist, schon seit einer Weile: Der Bedarf an Zimmern für Asylbewerber sei viel größer als das Angebot.
Die Zahlen haben sich verdoppelt
Jeden Monat kommen laut ihm etwa 1.500 Personen in Oberbayern an - das sei etwa doppelt so viel wie vor der Pandemie. Zuerst kommen die Geflüchteten in den sogenannten Ankunftszentren an. Maximal 18 Monate sollen sie dort bleiben - und immer häufiger klappt ein Auszug auch nicht schneller. "Die Verweildauer steigt im Durchschnitt", meint Untergruber.
In der Unterkunft an der Tischlerstraße bleiben viele jahrelang. Etwa 20 Prozent der Geflüchteten machen laut Untergruber eine Ausbildung oder haben einen Job. Eine eigene Wohnung dürfen sie aber erst suchen, wenn ihr Asylverfahren abgeschlossen ist.