Astronom über Sonnenfinsternis: "Mond-Berge sind sichtbar"

München - AZ-Interview mit Michael Schomann (57): Der Designer, Messe-Architekt und Astronom freut sich schon sehr auf Donnerstag.
AZ: Herr Schomann, wie oft erlebt man eigentlich eine Sonnenfinsternis?
MICHAEL SCHOMANN: Wir haben das Glück, dass wir in einer Zeit leben, in der die Sonnenfinsternis recht häufig ist. Ansonsten müsste man viel reisen. Ich kenne einige Fans, die reisen ihr hinterher, haben sie in etwa 50 Mal erlebt, häufig in der Arktis oder mitten auf dem Meer. Ich selbst habe noch nie eine totale Finsternis erlebt.

Wann wird es wieder eine totale Sonnenfinsternis in München geben?
Werde ich in München mal eine sehen?
Also wenn Sie Jahrgang 2000 oder jünger sind und immer in München wohnen, kann es sein, dass sie Ihr Leben verbringen und nie eine totale Sonnenfinsternis sehen. Das wird noch ziemlich genau 130 Jahre dauern. Die letzte partielle Finsternis ist sechs Jahre her. Auch sie ist also ein eher seltenes Phänomen.
Wann wird es in Europa die nächste totale Finsternis geben?
Im Jahr 2026. Da müssten Sie nach Nordspanien reisen, südlich der Pyrenäen. In Leon zum Beispiel.
Werden Sie dort sein?
Richtig. Meine Frau und ich, wir haben uns fest vorgenommen, die Ausrüstung einzupacken und das dort zu erleben.
"Früher hatten die Menschen Angst davor"
Was bedeutet für Sie eine Sonnenfinsternis?
Es ist einfach ein besonderes Ereignis, ein Erlebnis. Ich wollte 1999 in Ulm die totale Finsternis erleben. Aber zehn Minuten vorher begann ein Gewitter. Ich konnte also nichts davon sehen. Es ist auch etwas Mystisches. Früher hatten ja die Menschen Angst davor.
Was ist für Sie das Besondere daran?
Die Lichtstimmung. Die Farben werden kontraststärker, bunter. Kurz vor der totalen Verfinsterung wird es schlagartig dunkel. Bei der ringförmigen Finsternis ist es so, dass man den Feuerring der Sonne beobachten kann. Es macht Spaß, das durch ein Teleskop zu sehen. Auch die Mond-Berge sind dann gut sichtbar.