Asbest in 300 Gebäuden
Die Mieter im Stachus-Untergeschoss haben Angst. Seit Juni werden die asbest-haltigen Bauteile entfernt. Seit Juni sahen die Laden-Mitarbeiter die dicken Planen im Untergeschoss – und machten sich Gedanken.
MÜNCHEN Viele Laden-Mieter im Stachus-Untergeschoss fühlen sich derzeit gar nicht wohl in ihrer Haut. In dem Einkaufszentrum ist wieder Asbest entdeckt worden. Die Stadtwerke und die LBBW Immobilien GmbH haben mit der Schadstoff-Sanierung schon längst begonnen – ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren.
Seit Juni werden die asbest-haltigen Bauteile entfernt. Seit Juni sahen die Laden-Mitarbeiter die dicken Planen im Untergeschoss – und machten sich Gedanken. Aber erst am Donnerstag, als die CSU in einem Antrag wissen wollte, ob im Stachus-Center eine Asbest-Sanierung im Gange ist, teilten die SWM und die LBBW Immobilien den Fund des Materials mit.
„Wenn hier irgendwo eine Gefahr gegeben wäre, würden wir dazu stehen“, versicherte Andreas Klingler von der LBBW Immobilien. „Aber die Leute brauchen sich keine Sorgen machen.“ Laufend gäbe es Luftschadstoffmessungen. Für die Arbeiten würden die betroffenen Bereiche komplett abgeschottet.
Was für die einen Routine sein mag, empfinden die anderen trotzdem als höchst beunruhigend. „Die Luft hier ist einfach schrecklich. Lebensbedrohlich“, fürchtet eine Mitarbeiterin des Cafés Hölzl. „Natürlich macht man sich Sorgen. Wir stehen hier schließlich zehn bis zwölf Stunden am Tag.“ Ein Laden-Inhaber, der sein Geschäft direkt gegenüber des Cafés hat, pflichtet ihr bei: „Man weiß schließlich, was Asbest für Folgen haben kann. Es ärgert mich einfach, dass wir nicht informiert worden sind.“
Asbest befindet sich seit der Entstehung des Untergeschosses in den 60er Jahren im Bauwerk. Und nicht nur in dem: Auch in rund 300 Gebäuden der Stadt sind immer noch Teile des krebserregenden Materials vorhanden – allerdings geht nach Angaben des Baureferats keine Gefahr davon aus. Zu Beginn der 90er Jahre wurden alle städtischen Gebäude auf Asbest untersucht. Das Ergebnis: In 700 von insgesamt 2600 Immobilien fand sich der gefährliche Stoff. Die am stärksten belasteten Gebäude wurden damals sofort saniert. So mussten zum Beispiel 83 Pavillons an Schulen und Gebäuden abgerissen werden. Wo der Asbest nach Ansicht von Experten allerdings keine Gefahr darstellte, da blieb er. „Im Zuge von umfassenden Investitions-oder Bauunterhaltsmaßnahmen soll er aber auch aus den übrigen Gebäuden entfernt werden“, heißt es beim Baureferat.
Dasselbe gilt für die U-Bahnhöfe. Bis in die 80er Jahre wurde auch dort Asbest verwendet. Eine Bausünde, die erst in den nächsten Jahren Stück für Stück rückgängig gemacht werden soll.
Julia Lenders
- Themen:
- CSU
- Stadtwerke München