Arzt: Zschäpe vorübergehend verhandlungsunfähig

Die Hauptangeklagte klagte über Kopfschmerzen und Müdigkeit. Deshalb hat ein Arzt Beate Zschäpe am Mittwoch für vorübergehend verhandlungsunfähig erklärt.
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Beate Zschäpe am Dienstag, 1. April im Münchner Oberlandesgericht. Am Mittwoch klagte Zschäpe über Kopfschmerzen und Erschöpfung.
dpa Beate Zschäpe am Dienstag, 1. April im Münchner Oberlandesgericht. Am Mittwoch klagte Zschäpe über Kopfschmerzen und Erschöpfung.

Die Hauptangeklagte klagte über Kopfschmerzen und Müdigkeit. Deshalb hat ein Arzt Beate Zschäpe am Mittwoch für vorübergehend verhandlungsunfähig erklärt. Die Verhandlung wurde unterbrochen.

München – Im NSU-Prozess hat am Mittwoch erstmals ein vom Gericht bestellter Arzt die Hauptangeklagte Beate Zschäpe für verhandlungsunfähig erklärt. Die Verhandlung wurde daraufhin unterbrochen. Zschäpe habe über Kopfschmerzen geklagt, berichtete der Arzt nach der Untersuchung. Sie fühle sich abgeschlagen, müde und unkonzentriert. Man könne jedoch davon ausgehen, „dass sich das bis morgen wieder deutlich verändert“.

Der Prozess soll an diesem Donnerstag planmäßig fortgesetzt werden. Zschäpes Verteidiger hatten im Verlauf des Prozesses schon mehrmals vorgebracht, dass die 39-Jährige müde oder angeschlagen sei und sich nicht mehr konzentrieren könne. Bereits Anfang Dezember hatte der Gerichtsarzt die Hauptangeklagte untersucht; damals kam er zu dem Ergebnis, sie könne der Verhandlung noch eine halbe Stunde folgen.

„Der Gesamtzustand ist schlechter als im Dezember 2013“, sagte der Arzt nun. Puls und Blutdruck seien normal, jedoch sei Zschäpe auffallend blass und wirke kraftlos. „Die Voraussetzungen für die Annahme von Verhandlungsunfähigkeit für den heutigen Tag bestehen.“ Ein Zeuge aus der rechten Szene hatte am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München die Aussage verweigert, weil gegen ihn noch ein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) läuft.

Das Gericht hörte statt dessen einen Beamten des Bundeskriminalamtes, der Thomas M. - der früher Thomas S. hieß – im Ermittlungsverfahren vernommen hatte. M. hatte Beate Zschäpe und Uwe Mundlos nach seinen Aussagen 1991 oder 1992 auf einem Konzert der rechten Band „Oithanasie“ getroffen. Als er wegen verschiedener politisch motivierter Delikte in Haft saß, besuchten ihn die drei späteren mutmaßlichen NSU-Terroristen.

Ihre Briefe unterschrieben sie mit „Deine drei Jenaer“. Nach seiner Haftentlassung hatte er ein „Techtelmechtel“ mit Beate Zschäpe. Die beiden „Uwes“ seien nicht eifersüchtig gewesen, aber trotzdem habe die Beziehung nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hatte. „Sie hatte immer nur die beiden Uwes im Kopf gehabt“, sagte er. Wenn sie sich in Jena trafen, seien die beiden immer dabei gewesen.

„Das ging mir auf den Zeiger.“ M. habe Zschäpe als „ruhig und verschlossen“ beschrieben, sagte der BKA-Beamte. „Ihr Lebensinhalt war die Gruppe, die Kameradschaft, der Thüringer Heimatschutz.“ Sie habe gern politische Gespräche mit M. geführt. „Bei rechten Themen wurde sie munter“, habe der Zeuge gesagt. Gewalt und militante Aktionen habe sie nicht so gut gefunden. „Sie war der Meinung, dass man sich mit solchen Aktionen selbst schadet.“

Mundlos habe ihn allerdings 1996 oder 1997 gefragt, ob er Sprengstoff besorgen könne, habe der M. berichtet. Er habe dann über einen Kontakt aus der Szene etwa ein Kilogramm Sprengstoff beschafft. Nach seinen Aussagen sollen die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach ihrem Untertauchen im Januar 1998 einen möglichen Zeugen mit einer Waffe bedroht haben.

Sie hätten dem Sachsen-Chef des rechtsextremen Netzwerks „Blood & Honour“ eine Waffe an den Kopf gehalten. Er solle aufpassen, wem er was erzähle. M. selbst hatte dem Trio nach dem Untertauchen eine Unterkunft bei einen Bekannten aus der Szene vermittelt.

<strong>Alles zum NSU-Prozess finden Sie hier!</strong>

 

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