Architekt über Volkartstraße: "Fast alle sind unzufrieden"

München - Diese Woche lag bei vielen Anwohnern in Neuhausen die "VZ" im Briefkasten – die Volkartzeitung. Verfasst hat diese das "Referat für Stadtverbesserung".

Volkartstraße lebenswerter gestalten
Dahinter steckt keine Behörde, sondern eine Gruppe von Architekten, die zeigen wollen, wie Straßen lebenswerter gestaltet werden könnten, damit sie nicht nur Raum für Autos, sondern vor allem für Menschen bieten. Max Steverding (26) gründete das Kollektiv. Im Interview erklärt er, was das Referat in Neuhausen plant.
Architekt Max Steverding im AZ-Gespräch
AZ: Herr Steverding, Sie haben diese Woche die Volkartzeitung in Neuhausen verteilt. Was haben Ihre Leser erfahren?
MAX STEVERDING: Dass es jetzt los geht in der Volkartstraße und dass wir die Anwohner daran beteiligen wollen, ihre Straße umzugestalten.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Es gab Unmut über den Verkehr. Deshalb startete der Bezirksausschuss vor längerem eine Umfrage mit dem Ergebnis, dass fast 90 Prozent der Anwohner und der Gewerbetreibenden unzufrieden sind. Daraufhin wandte sich der Bezirksausschuss an uns.
Kopfsteinpflaster wird zum Problem
Warum? Die Altbauten und das Kopfsteinpflaster wirken doch charmant.
Auf den ersten Blick sieht man die Probleme nicht. Allerdings nutzen die Straße viele als Abkürzung, um zur Nymphenburger Straße zu kommen. Gleichzeitig weichen Radfahrer auf den Gehweg aus, weil das Pflaster stört.
Wie wollen Sie daran etwas ändern?
Ende August wollen wir möglichst viele Stimmen einfangen. Dafür richten wir bei der Litfaßsäule ziemlich in der Mitte der Straße einen Volkartplatz ein. Dort wollen wir mit den Anwohnern analysieren, wie man die Straße verbessern könnte.
Welche Ideen haben Sie?
Die Grünflächen werden momentan nur wenig gepflegt. In ihnen steckt ein riesiges Potenzial. Es wäre schön, sie zugänglich zu machen, mehr Sitzgelegenheiten aufzustellen. Vielleicht könnte man sogar Teile der Straße komplett vom Verkehr befreien. Wir sprechen gerade mit der Stadt, was machbar ist. Aber vor allem wollen wir die Menschen vor Ort aktivieren, sich langfristig in der und für ihre Straße zu engagieren.
Die Volkartstraße ist nur eine von vielen Straßen in München. Was ist das Besondere?
Die Volkartstraße steht beispielhaft für viele Straßen Münchens, weil es dort so viele verschiedene Bedürfnisse gibt - die der Gewerbetreibenden, die der Anwohner, von denen viele keinen eigenen Balkon haben. Momentan dürfen sie auf dem Gehweg aber nicht mal eine Bank aufstellen.