App für Hundebesitzer: Gassigehen per Klick
München - Ihr größter Moment, erinnert sich Lisa Jedlicki, das sei die erste Buchung gewesen, "die nicht von meiner Mutter, meinem Bruder oder meiner Freundin kam". Die 25-jährige gebürtige Frankfurterin, die in London studiert hat, liebt Hunde – diese Leidenschaft teilt sie noch mit vielen anderen.
Die Route per GPS verfolgen
Doch sie hatte die Idee, die Vierbeiner zu ihrem Beruf zu machen: Mit einem digitalen Gassi-Service, bei dem man sich via App einen Hunde-Ausführer bestellen kann, wenn man selbst keine Zeit für den Spaziergang hat. Walkie heißt die App, die letztes Jahr in Frankfurt gestartet ist und jetzt auch München erreicht hat. "Das Konzept in dieser Art gibt es sonst nirgendwo in Europa", erzählt Jedlicki. Per App kann man sich entweder 48 Stunden im Voraus oder – auch das ist einzigartig – kurzfristig innerhalb einer Stunde einen sogenannten "Walker", also Spaziergänger, bestellen, der den geliebten Gefährten abholt und ausführt. Ein Gassigeher kommt auf einen Hund.
Wählen kann man zwischen 40, 60 oder 90 Minuten, je nach Zeit wird bezahlt: 40 Minuten kosten zwölf Euro, eine Stunde gibt es für 15 Euro und anderthalb für 20 Euro. Damit man den Liebling, der meist ähnlich viel bedeutet wie ein Kind, nicht ganz aus den Augen lassen muss, kann man die Route des Spaziergängers via GPS auf einer grünen Linie verfolgen – und bekommt auch eine Nachricht, wenn der Hund seine kleinen und großen Geschäfte verrichtet hat.
Der Bedarf, berichtet die Walkie-Gründerin, sei auch da, weil viele der sogenannten "Millennials", also der um das Jahr 2000 geborenen, sich auch als Single gerne einen Hund anschaffen – dabei aber der Partner fehlt, mit dem man sich die Arbeit teilen kann. Ihr Haupt-Kundenstamm seien Berufstätige zwischen 30 und 55, auch viele Mütter sind dabei, die entweder arbeiten oder mit "Babybauch und einem Kind an der Hand" ein wenig Unterstützung brauchen.
In Zukunft soll es auch Ganztagsbetreuung für die Zamperl geben
Die Spaziergänger sind hauptsächlich Studenten oder professionelle Hundeausführer, einige wenige lieben die Tiere aber auch so sehr, dass sie neben ihrer Vollzeitarbeit noch für Walkie arbeiten – in Frankfurt gebe es etwa eine Polizistin, die abends und am Wochenende Spaziergänge übernimmt, erzählt Jedlicki.
In der hessischen Metropole sind es mittlerweile 100 Hunde-Ausführer, in München startet das Unternehmen mit 30 bis 40. Einer von ihnen ist der 22-jährige Carl Keller, der an der TU München BWL studiert. "Ich habe bis jetzt zwei Walks gemacht", erzählt er der AZ. "Meine Eltern hatten immer Hunde Zuhause. Aber sie wohnen in Berlin. Deshalb ist es für mich schön, wenn man so wieder ein bisschen mit Hunden in Kontakt kommt". Außerdem sei man im Vergleich zu anderen Nebenjobs an der frischen Luft.
Die Walker arbeiten als Kleinunternehmer und behalten 80 Prozent ihrer Gassirunden. Der Rest geht an Walkie. Bisher müssen sie ein persönliches Gespräch führen und einen Text schreiben, warum sie Hunde lieben. In Zukunft soll das Bewerbungsverfahren aber optimiert werden, so dass man auch digital Personalinformationen einsammeln kann.
Überhaupt hat Jedlicki für die Zukunft noch einiges geplant: Irgendwann sollen ihre Walker in ganz Deutschland durch die Parks streifen, außerdem will Walkie auch Ganztages- und Nachtbetreuung anbieten. Zehntausend Kunden wünscht sie sich bis Jahresende pro Stadt – und hofft, dass auch die Münchner ihre Zamperl öfter mal aus der Hand geben.
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Walkie gibt es für iOS kostenlos im Apple-Store.