Anwohner sind sauer: Smileys gegen Party-Lärm

Glockenbachviertel - Für ein Smiley schaut das gelbe Männchen ganz schön verdattert drein. Weit aufgerissene Augen, hochgezogene Brauen, Finger vor dem Mund. „Pssst! Feiert leiser!“ steht in großen Buchstaben darunter.
Seit einigen Wochen hängt das Pssst-Smilie aus den Fenstern mehrerer Privatwohnungen im Glockenbachviertel. Die Anwohnerinitive Müllerstraße hat es auf Banner drucken lassen. Es ist ein neuer Versuch, das nächtliche Partyvolk zu etwas mehr Rücksicht zu bewegen.
Nun war die Müllerstraße noch nie richtig ruhig. Seit etwa vier, fünf Jahren entwickelt sich die Straße aber zu einer richtigen Partymeile. Wo früher eine Schwulenkneipe war, ist jetzt eine Diskothek oder ein Club. Über die Folgen sind die Alteingesessenen alles andere als erfreut.
Einer dieser Alteingesessenen ist Steve Kother. Das Bild, das er zeichnet, hört sich wenig appetitlich an. Er spricht von Vandalismus, Herumgegröle, Wildbieslern, Kotzhaufen und jeder Menge Müll.
Kother ist ein Mitbegründer der Smiley-Initiative. Wenn man so möchte, könnte man ihn als Paradeopfer der neuen Entwicklung beschreiben. Von seiner Wohnung aus schaut der 47-Jährige auf den BAU und das Beverly Kills. Gleich nebenan wummern zudem die Bässe aus der Registratur.
Die Anwohner flüchten zu Bekannten oder aufs Land
Als die Abendzeitung ihn gestern am Telefon erreicht, ist Steve Kother gerade bei seinen Eltern im Bayerischen Wald, geflüchtet vor dem wilden Partyvolk. Er sei bei Weitem nicht der Einzige, der sich über Wochenende davonmacht. „Ab Donnerstag ist mein Haus eigentlich so gut wie leer“, sagt Kother. Alle abgehauen, zu Eltern, Bekannten, Freunden. „Das ist schon schlimm, wenn man aus seiner eigenen Wohnung vertrieben wird.“
Im Glockenbachviertel hat es deshalb schon mehrere Versuche gegeben, die Lage zu beruhigen. Die Stadt schickt sogenannte „Silencer“ durch die Straßen, die Türsteher sind angewiesen, für Ruhe zu sorgen, zudem treffen sich die Wirte mit den Verantwortlichen der Stadt regelmäßig zu einem Runden Tisch.
Die Smileys sollen aufklären
Das Problem, sagt Sven Künsast, der Betreiber des Pimpernel, seien weniger die Münchner selbst, sondern das Partyvolk aus dem Umland. „Manche Gäste sind sich gar nicht bewusst, dass das hier ein Wohngebiet ist“, so Künast. Die Leute würden Bars, Clubs, Kneipen sehen – und davon eine nach der anderen. „Die können sich gar nicht vorstellen, dass hier Menschen wohnen, die nachts schlafen wollen.“
Bei der Bewältigung dieses Problems sollen nun die verdatterten Pssst-Smileys ein bisschen helfen. Sehr gut finde er diese Aktion, sagt Alexander Miklosy (Rosa Liste), der Chef des örtlichen Bezirksausschusses. Da werde schließlich nicht gleich mit der Polizei gedroht, sondern mit Humor auf ein Problem hingewiesen.
Zu laut? Stadt gibt Tipps zum Umgang mit Laubbläsern
Ob das Smiley gegen die zu laute Party letztlich aber helfen wird? Pimpernel-Chef Künast jedenfalls glaubt, dass sich die Situation nicht so schnell wird klären lassen. „Das wird lange dauern“, sagt er. Zumindest aber hat die Stadt mittlerweile aufgehört, mit dem lebendigen Glockenbachviertel Werbung für sich zu machen. Mit der Bierflasche in der Hand durch die Müllerstraße – das Bild habe die Lage nicht gerade entschärft, so Künast. „Da müssen die Leute ja denken, das gehört zu bayerischen Kultur dazu.“