Antrag von Stadtrats-Fraktion: Soll die Stadt München das Sendlinger Loch kaufen?

Noch immer ist Stillstand an der Baugrube in der Alramstraße in München. Jetzt fordert die Linke im Stadtrat, dass die Stadt das Sendlinger Loch erwirbt – um dort Sozialwohnungen fürs Viertel zu bauen
von  Irene Kleber
Das Sendlinger Loch in der Alramstraße: In der Baugrube ist zwischenzeitlich ein See entstanden.
Das Sendlinger Loch in der Alramstraße: In der Baugrube ist zwischenzeitlich ein See entstanden. © Hannes Magerstädt

München - Das Sendlinger Loch – neben dem Karstadt-Loch am Nordbad wohl die wunderlichste Baugrube der Stadt – bleibt weiter ein Ärgernis. 15 Meter tief klafft es in der Alramstraße 14, wo 2020 der Rewe-Supermarkt abgerissen worden ist. Längst sollte hier ein Wohnhaus mit 128 Luxuswohnungen stehen. Aber es gehts nichts voran. Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) hatte deshalb schon im März auf Antrag der SPD gefordert, dass die Stadt dem Bauträger und Projektentwickler M-Concept das Grundstück abkaufen soll. Erstens, damit endlich etwas weitergeht am Loch.

Und zweitens, weil München aus der Sicht des Viertels keine weiteren teuren Eigentumswohnungen brauche, sondern günstige städtische Mietwohnungen. Jetzt legen die Stadtrats-Linken nach. In einem Antrag fordern sie, dass das städtische Kommunalreferat mit M-Concept in Verhandlungen treten soll, mit dem Ziel, das Grundstück zu kaufen. Der Preis soll dabei "deutlich unter dem Kaufpreis der M-Concept liegen und sich am sozialen Ertragswert orientieren", so die Linke. Danach soll das Grundstück an die städtische Münchner Wohnen oder auch an Genossenschaften oder Syndikate weitergegeben werden. Damit die "100-prozentigen sozialen Wohnraum" darauf bauen.

So sollte sich das Projekt "Alram14" eigentlich in Sendling einfügen. Doch in echt sieht man nur eine Baugrube.
So sollte sich das Projekt "Alram14" eigentlich in Sendling einfügen. Doch in echt sieht man nur eine Baugrube. © Visualisierung: M-Concept

Sendlinger Loch in München: M-Concept hatte das Grundstück für 74 Millionen Euro gekauft

Fakt ist: M-Concept hatte das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück 2017 für üppige rund 74 Millionen Euro von der Eurytos Wohnbau aus Vaterstetten gekauft, inklusive Baugenehmigungs-Vorbescheid für ein Wohngebäude mit Einzelhandel. Diese Zahl war bei einem Gerichtsverfahren im vergangenen Oktober bekannt geworden. 2017 hatte M-Concept-Chef Stefan Mayr noch damit spekuliert, dass die Verkaufspreise für Wohnungen, die er bauen wollte, weiter steigen und er sich eine goldene Nase verdienen würde.

Noch zwei Jahre davor, 2015, soll Eurytos das Grundstück für nur 30 Millionen Euro erworben haben. Zuletzt hatte Mayr den Stillstand am Loch damit erklärt, dass der Vorverkauf der Wohnungen nicht funktioniere – die neuen hohen Kreditzinsen hielten Wohnungskäufer ab, ihm fehle nun das Geld, zu bauen. Verkaufen wolle er das Grundstück trotzdem nicht, teilte er im letzten Sommer dem Sendlinger Bezirksausschuss mit.

Grundstückspreise unter dem Bodenrichtwert

Der Münchner Makler Thomas Aigner (der auch dem Gutachterausschuss für Grundstückswerte angehört) hält den Antrag der Linken für "naiv": "Die Stadt kann M-Concept ja nicht dazu zwingen, das Grundstück billiger zu verkaufen." So große Grundstücke seien im vergangenen halben Jahr in München generell nicht mehr verkauft worden. Auch deshalb, weil die Preise für Wohnbaugrundstücke aktuell zehn bis zwölf Prozent unter den gültigen (noch sehr hohen) Bodenrichtwerten vom Januar 2022 lägen.

Die Eigentümer warten lieber ab, dass die Lage sich entspannt. SPD und Grüne im Rathaus reagieren sehr verhalten auf den Antrag der Linken. "Über 70 Millionen Euro für ein Grundstück zu zahlen, auf dem noch keine Wohnungen stehen, halte ich für nicht darstellbar", so die Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr zur AZ. Besser investiere die Stadt doch in bestehende Wohnungen, in denen es gelte, Mieter zu schützen. Auch CSU-Stadtrat Manuel Pretzl sagt: "Das Nutzungspotenzial ist unklar und die Stadt müsste sehr viel Geld investieren. Wir würden einen Ankauf ablehnen."

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