Anti-Nazi-Demo bei NSU-Prozess
100 Demonstranten gegen ein Dutzend Neonazis. Die Polizei hält beide Lager auf Distanz.
Maxvorstadt - Es war als Provokation gedacht, doch es wurde eine ziemlich klägliche Veranstaltung: Rund ein Dutzend Neonazis protestierten am Dienstag vor dem Münchner Gerichtsgebäude gegen den NSU-Prozess. Über hundert Gegendemonstranten ließen sie kaum zu Wort kommen.
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Während drinnen im Gerichtssaal Beate Zschäpe, die Hauptangeklagte im NSU-Prozess gesundheitlich schwächelte und sich schließlich krank meldete, provozierten draußen auf der Nymphenburger Straße ihre Gesinnungsgenossen. Hinter Transparenten verschanzt schwadronierte der vorbestrafte Münchner Rechtsextremist Philipp Hasselbach über seine Ansichten zum NSU-Prozess und die Rolle der Angeklagten. Es geht um den Mord an zehn Menschen und die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.
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Rund Hundert Gegendemonstranten sorgten dafür, dass die Neonazis kaum zu hören waren. Die Polizei hatte 70 Beamten im Einsatz. Mit Absperrgittern hielten die Polizisten beide Lager auf Distanz.
Die Stadt hatte versucht, die rechte Demo auf die andere Straßenseite zu verlagern. Damit sollte vermieden werden, dass Angehörige der NSU-Opfer unmittelbar an den Neonazis vorbei müssen. Die Rechtsextremisten klagten und bekamen vor dem Verwaltungsgerichtshof schließlich Recht.
SPD-Stadträtin Beatrix Zurek kritisierte die Entscheidung scharf: „Die Provokation der Neonazis ist schwer zu ertragen. Es ist beim besten Willen nicht nachzuvollziehen, warum die Richter die Interessen der Angehörigen nicht stärker gewichtet haben.“