Ansturm auf Museum Brandhorst

Tausende Münchner besichtigen das neue Museum in der Maxvorstadt – und sind begeistert. Noch bis Sonntag ist der Eintritt frei.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Tausende Münchner besichtigen das neue Museum in der Maxvorstadt – und sind begeistert. Noch bis Sonntag ist der Eintritt frei.

Als Architekt weiß Günter Wecker wovon er spricht. „Detailliert gestaltet, sauber verarbeitet, Respekt!“, urteilt der Stuttgarter über das Museum Brandhorst. Vor allem Frau und Tochter wollten „unbedingt“ die Eröffnung der Brandhorst-Sammlung am Donnerstag sehen. Unerwartet hat sich nun sogar Sohn Benjamin für moderne Kunst erwärmen können. „83, 84, 85...“, zählt das Kind staunend die tausenden Pillen in Damien Hirsts berühmter Tabletten-Vitrine „In this terrible Moment“, die im Untergeschoss des Baus steht. Bei Schmerzkiller 200 gibt er auf: „Papa, jetzt wird’s langweilig“.

Nicht nur den jungen Besuchern wurde Durchhaltevermögen abverlangt. Schon vor der Eröffnung um 10 Uhr bildeten sich Warteschlangen. Rund 2300 Gäste hatten sich im Internet angemeldet. Spontane Besucher mussten bis zu einer halben Stunde warten. Am Nachmittag lag die Zahl der Besucher der bis Sonntag kostenlosen Ausstellung bei über 4100. „Das ist gewaltig, viel mehr, als erwartet“, sagt Christine Kramer, Sprecherin des Museums Brandhorst.

Als ein Geschenk für die Bürger sieht der scheue Mäzen Udo Brandhorst seine 700 Werke umfassende Sammlung in dem neuen Bau auf dem Kunstareal. Nicht alle wollen gedanklich tief in die teilweise abstrakten Geschenke eindringen. Vielen genügt die Ästhetik der Oberfläche. Ruth Kirchmann findet „die Räume faszinierend.“ Der Run auf Hirsts bunte Pillen und Twomblys Installationen hat sie überrascht. „Ich hoffe nur, dass der Boden das alles mitmacht“, seufzt die ältere Dame und blickt so besorgt als würde hier ihr eigenes Wohnzimmer gestürmt.

Der teure Unterhalt des Hauses, die Baukosten von 48 Millionen Euro, die Konkurrenz zur Alten und Neuen Pinakothek – am Eröffnungstag sind die alten Diskussionen vergessen. Man möchte sich im Glanz der Sammlung sonnen. Wie Armin Paul, der am Eingang auf einem Umzugskarton seine „abstrakten Aquarelle“ ausstellt. Zusammen mit seiner „Muse“ Mercedes Fels ist der 28-jährige Berliner zu Promo-Zwecken angereist. „Normalerweise kommen ja die Münchner für Kunst eher nach Berlin und nicht umgekehrt“, wundert er sich. Dann drückt er einem Rentner seine Karte in die Hand und sagt: „Kommen Sie, bei mir muss niemand anstehen.“

R. Keck

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.