Anschlagsdrohungen in München: Wenn die Angst zum Terror wird

Ist es schlimm oder peinlich, sich nach den Anschlags-Drohungen in München zu fürchten?Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen dazu– und erklärt, warum Frauen hier im Vorteil sind
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MÜNCHEN - Ist es schlimm oder peinlich, sich nach den Anschlags-Drohungen in München zu fürchten?Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen dazu– und erklärt, warum Frauen hier im Vorteil sind

Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten, Suchhunde – das Szenario am Hauptbahnhof am Tag 1 nach der Terrorwarnung. Die Zeit der Christkindlmärkte steht bevor. Jedes Wochenende strömen Zehntausende in die Allianz Arena. Mehrere hunderttausend Menschen nutzen täglich den U- und S-Bahnhof Marienplatz. Wenn man mitten in der Menge steht – soll einen einen ein ungutes Gefühl beschleichen? Bin ich hier sicher? Die AZ hat mit Experten über die emotionale Seite der aktuellen Lage gesprochen.

Wie groß ist die Terrorangst?

Eine Studie zu den Ängsten der Deutschen ergab erst kürzlich: 53 Prozent haben Angst vor terroristischen Angriffen – Platz acht der Sorgen-Liste. Die größte Angst hatten die Befragten demnach aber vor etwas deutlich Alltäglicherem: vor steigenden Lebenshaltungskosten.

Aktuell würde das Ergebnis der Studie vielleicht etwas anders ausfallen. Trauma-Experte Dr. Christian Lüdke (50) erklärt: „Die Summe der Angst, das Angstpotenzial ist immer gleich.“ Was sich ändere, seien nur die Angst-Objekte – auch anlassbezogen.

Was kann ich tun, wenn mich die Angst vor einem Anschlag packt?

Zeitung lesen, Nachrichten schauen, Radio hören, im Internet nach einschlägigen Informationen suchen. „Man muss dafür sorgen, dass man gut aufgeklärt ist“, sagt Lüdke. Das kann helfen. Wichtig ist dabei vor allem aber die Einordnung all der Infos, die auf einen einprasseln. Dr. Cornelius Schüle, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU, hält fest: „Es ist kein Katastrophenalarm ausgelöst worden.“ Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, sei statistisch betrachtet deutlich höher, als das, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen.

Ist es peinlich oder krank, Angst zu haben?

„Angst ist ein wichtiges und normales Gefühl, das sich im Laufe der Evolution festgesetzt hat“, sagt Dr. Schüle. Doch wo ist die Grenze? Ab wann ist meine Angst nicht mehr normal? Der Experte: „Es wird dann pathologisch, wenn es unverhältnismäßig stark auftritt und die Lebensqualität eines Menschen einschränkt." Deshalb rät der Münchner Oberarzt auch dazu, seine Gewohnheiten beizubehalten. Wer nun plötzlich Menschenansammlungen gezielt meide, der werde nur noch ängstlicher und zurückgezogener.

Wer ist anfällig für Angst?

Laut Trauma-Experte Lüdke gibt es zwei Risikofaktoren für Angst. Zum einen Vortraumatisierungen: Menschen, die einen Angehörigen verloren haben oder die schwere Krankheiten erleben mussten, neigen mitunter schneller zu Angstgefühlen. Zum anderen: Private und berufliche Zufriedenheit sind ein guter Schutzmechanismus. Wer also im Umkehrschluss über kein stabiles soziales Umfeld verfügt, ängstigt sich rascher. Grundsätzlich gelte, dass Frauen mit Angst besser umgehen können als Männer. „Sie haben eine wesentlich größere Nähe zu ihren Emotionen“, erklärt Lüdke.

Julia Lenders

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