Anschlags-Drohung bei "Jodel": Polizei nimmt Münchner (25) fest
München - Als ausgebildeter Informatiker kennt der 25-Jährige aus München alle Tricks und Schliche, um seine Spuren im Internet zu verwischen. Viel genützt hat es dem Studenten wenig, denn Experten beim Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) kamen ihm trotzdem auf die Spur.
Auf der Studenten-Community "Jodel" verbreitete der Münchner sein wirres und gewalttätiges Weltbild. Im April tauchten die ersten Posts auf. Die Betreiber von "Jodel" verständigten umgehend die Polizei. Während der 25-Jährige an der Universität von Bamberg sein Studium abschloss, begannen in München beim LKA die schwierigen Ermittlungen im Internet.
Cyber-Cops sammeln über Wochen Beweise
"Aufgrund seines Studiums verfügt der Beschuldigte über umfangreiche Kenntnisse zu Anonymisierungs- und Verschlüsselungstechniken und war mit VPN-Diensten und Spoofing-Techniken zur Verschleierung seiner Identität und seines Aufenthaltsortes vertraut", sagt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Nach mehreren Wochen hatten die Cyber-Cops aber trotzdem genügend Beweismaterial gegen den in Ismaning wohnenden Studenten zusammengetragen.
Im Netz hetzte er über Wochen hinweg hemmungslos gegen Ausländer und Juden, aber auch gegen Frauen. Er fantasierte von Rache und Anschlägen, darunter auch auf in Deutschland lebende Türken und jüdische Einrichtungen. Der Münchner behauptete, er habe auch Zugriff auf Waffen und Sprengstoff.
Als der 25-Jährige am Mittwoch am Bahnhof in Unterföhring in einen Linienbus einsteigen wollte, wurde er von Polizisten überwältigt und abgeführt. Nach der Vernehmung wurde der Student wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft verzichtete darauf, einen Haftbefehl gegen den Verdächtigen zu beantragen
Ermittler: Tat aus purem Hass
Die Polizei durchsuchte am Mittwoch zudem zwei Wohnungen in Passau und in Ismaning. Computer, Festplatten und andere Datenträger wurden beschlagnahmt. Sie werden in den Laboren des LKA nun ausgewertet. Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, Zentralstelle für Cybercrime in Bayern, leitet die Ermittlungen. Der Verdächtige habe aus purem Hass gehandelt, heißt es aus Ermittlerkreisen, politische Motive seien bei dem Verdächtigen kaum zu erkennen.
Anhaltspunkte dafür, dass der Student tatsächlich über Waffen und Sprengstoff verfügen kann, wurden nicht gefunden, so das LKA. Zum jetzigen Stand der Ermittlungen wird nicht davon ausgegangen, dass er tatsächlich entsprechende Anschläge plante.
"Dem Beschuldigten werden mehrere Fälle der Volksverhetzung vorgeworfen", erklärt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Laut Strafgesetzbuch sind hierfür jeweils Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vorgesehen.
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