Anklage: Mordversuche waren "Machtdemonstrationen"

München Es war eine Nichtigkeit und hätte doch für zwei Männer tödlich enden können. Auf dem Marienplatz in Garmisch-Partenkirchen gerieten am frühen Morgen des 3. August 2013 zwei Männer aneinander. Und das nur, weil der Kellner Hans R. (Namen geändert) dem betrunkenen Unbekannten, der ihn nach einer Zigarette fragte, abblitzen ließ. Womit er laut Anklage nicht gerechnet hatte: Can K. (28) schlug ihm sofort mit der Faust ins Gesicht. Seine beiden Spezln Peter H. (24) und Torsten J. (25) sprangen dazu, gemeinsam brachten sie ihr Opfer zu Boden und traktierten den 23-Jährigen mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf.
Ihr Motiv laut Anklage: körperliche Überlegenheit, Macht demonstrieren. Dafür hätten die drei Schläger auch einen tödlichen Ausgang der Tritte gegen den Kopf in Kauf genommen. Für die Staatsanwaltschaft ein Mordversuch.
Doch dabei blieb es nicht. Ein Türsteher kam herbeigelaufen, um dem am Boden liegenden Opfer zu helfen. Er schubste die Angreifer weg und zog sich damit den Zorn der drei Männer zu. Einer der der drei rang ihn nieder, steckte ihm nach Meinung der Ankläger gezielt einen Finger ins Auge. Dann traten und schlugen die drei Männer – wie zuvor beim ersten Opfer – auf den am Boden liegenden Gegner ein. Ihr Motiv: Sie wollten „den Helfer des ersten Opfers für sein Eingreifen abstrafen“. Auch in diesem Fall sei es um eine „Machtdemonstration“ gegangen.
Hans R. versuchte nun seinem Helfer seinerseits zu helfen, ein Zeuge rief, dass nun die Polizei gerufen werde. Das Trio ergriff die Flucht, wurde aber unweit des Tatorts gestellt. Die Alkoholtests ergaben, dass die drei stark alkoholisiert waren.
Peter H. will von dem Anlass der Prügelei nichts mitbekommen haben. Er habe nur Schreie gehört und sei dann zu seinem am Boden liegenden Freund geeilt: „Ein kräftiger Kerl hat über ihm gelegen.“ Den habe er weggezogen. Einen Schlag ins Gesicht des Opfers gibt er zwar zu, aber daran, dass er dem 23-Jährigen mit einem Finger ins Auge gestochen haben soll, kann er sich nicht erinnern.
Die Kammer und der Vorsitzende Richter Martin Rieder haben ihre Zweifel an dieser Version. Die Zeugen hätten den Vorfall „gravierend anders“ geschildert haben, sagte Rieder dem Angeklagten.
Der Prozess wird fortgesetzt.