Anklage in München: Mordplan im Auftrag tschetschenischer Führung?

Die Bundesanwaltschaft hat einen Mann vor dem Oberlandesgericht in München angeklagt, der mutmaßlich einen Auftragsmord im Namen der tschetschenischen Führung begehen sollte.
AZ/dpa |
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Tschetscheniens regionaler Führer Ramsan Kadyrow.
Tschetscheniens regionaler Führer Ramsan Kadyrow. © Musa Sadulayev/AP/dpa

Karlsruhe/München - Wegen eines mutmaßlich staatlich geplanten Auftragsmords an einem Kritiker der tschetschenischen Führung hat die Bundesanwaltschaft einen Mann vor dem Oberlandesgericht (OLG) München angeklagt. Die Karlsruher Behörde wirft dem Russen vor, sich zu dem Mord bereiterklärt zu haben.

Kadyrow-Mann soll Auftragsmord erteilt haben

Ferner werden ihm vor dem Staatsschutzsenat des OLG das Vorbereiten einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt, wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag mitteilte.

Den Auftrag soll ein Mitglied des Sicherheitsapparats um den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow erteilt haben. "Das avisierte Opfer sowie dessen Bruder sind Kritiker des Kadyrow-Regimes und treten in sozialen Medien für ein unabhängiges Tschetschenien ein", hieß es.

Bericht: Mochmad Abdurachmanow sollte getötet werden

Nach Recherchen des MDR und des "Spiegel", die vergangenes Jahr zuerst über die Ermittlungen berichtet hatten, galten die Mordpläne dem Oppositionellen Mochmad Abdurachmanow.

Auf dessen Bruder, den Blogger Tumso Abdurachmanow, war im Februar 2020 in Schweden ein Mordanschlag verübt worden. Zwei Russen wurden deshalb zu langen Haftstrafen verurteilt.

Wie der "Spiegel" am Donnerstag berichtete, lebte Mochmad Abdurachmanow als Asylbewerber in Bayern. Mit dem Mord habe der Bruder zum Schweigen gebracht werden sollen, argumentierte die Bundesanwaltschaft. Sie selbst nennt keine Namen der Opfer.

Schießübungen und Ausspähen des Wohnorts

Der Behörde zufolge hatte der Angeklagte 2020 den Auftrag bekommen, den Mord an einem in Deutschland lebenden Exil-Oppositionellen zu organisieren. Er habe sich eine Schusswaffe samt Munition und Schalldämpfer besorgt und das Opfer ausgespäht. Den Mord selbst sollte jemand anderes übernehmen, der den Auftrag jedoch aus Angst vor Repressalien nur zum Schein angenommen habe.

Der Angeschuldigte sei im September 2020 von Deutschland nach Tschetschenien gekommen, um den vermeintlichen Attentäter in die Bundesrepublik zu schleusen. Nach ihrer Ankunft dort hätten sie Schießen geübt, einen geeigneten Tatort gesucht und den Wohnort des Opfers ausgekundschaftet. Der Verteidiger des Mannes sagte dem "Spiegel", sein Mandant bestreite die Vorwürfe.

An Neujahr 2021 wurde der Beschuldigte auf Grund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Augsburg in Schwerin festgenommen. Er kam in Untersuchungshaft. Das Münchner Oberlandesgericht muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt und ein Verfahren ansetzt.

Kadyrow gilt als treuer Verbündeter von Putin

Kritiker werfen Kadyrow eine brutale Herrschaft mit Clan-Strukturen und korrupten Beamten vor. Zudem soll er mit Morden an politischen Gegnern auch in der Europäischen Union in Verbindung stehen. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien gilt als treuer Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin.

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5 Kommentare
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  • Berger am 05.03.2022 22:19 Uhr / Bewertung:

    Heinrich.K

    "warum schaut der gesamte Westen seit Jahren zu wie sich die Verbrecherbanden ausbreiten, hat die Welt keine " Eier " mehr, Unrat gehört entfernt"

    Seit wann schaut der Westen zu, wie sich Putins tschetschenische Killerkiommandos in der ganzen Welt ausbreiten? Das wäre mir neu.
    Oder wissen Sie gar nicht genau, wovon Sie schreiben?

    Warum Sie diesen Irrtum begehen und worauf Sie hinaus wollen, ist mir schon klar.
    Man sollte die Dinge aber vorurteilsfrei, umfassend und differenziert betrachten.

    Das ist übrigens der Grund, warum man von einer Islamophobie (Betonung auf Phobie) spricht. Mit sachlicher Islam-Kritik hat dieser hanebüchene Unsinn nichts mehr zu tun.

  • katzenhalsband am 03.03.2022 13:52 Uhr / Bewertung:

    Die Islamisten von Tschetschenien sind brutale Terroristen und müssen die volle Härte des Gesetzes erfahren.

  • Heinrich H. am 03.03.2022 14:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von katzenhalsband

    Das sind Killermaschinen und gehören dementsprechend behandelt, gegen die ist die Mafia ein Altherrenverein..!!! Ich frage mich nur immer, warum schaut der gesamte Westen seit Jahren zu wie sich die Verbrecherbanden ausbreiten, hat die Welt keine " Eier " mehr, Unrat gehört entfernt !!!!

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