Angst vorm Paten: Mann verliert Vermögen

Weil seine Frau und der Schwiegervater mit der Mafia drohen, zahlt ein Anwalt Hunderttausende. Die Geschichte beginnt mit einer Internet-Liebe.
John Schneider |
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Weil seine Frau und der Schwiegervater mit der Mafia drohen, zahlt ein Anwalt Hunderttausende. Die Geschichte beginnt mit einer Internet-Liebe.

MÜNCHEN - Die Geschichte hört sich an wie eine Mischung aus „Der Pate” und „Felix Krull”. Der Münchner Rechtsanwalt Paul C. (44, alle Namen geändert) verliebt sich in seine Internet-Bekanntschaft Hanna T. (32), heiratet diese in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Las Vegas und überschreibt ihr nach und nach sein ganzes Vermögen. Aus Angst vor ihrem bedrohlichen Großonkel, der angeblich der Mafia angehören soll.
Am Ende steht er vor den Trümmern seiner Existenz, er ist Job, Frau und Geld los.

Die angebliche Mafia-Drohung war freilich ein Bluff. Der geprellte Ehemann will Schadenersatz. Der Fall hat das Oberlandesgericht erreicht.

Darin spielt auch Hans F. (54) eine Rolle, der Adoptiv-Vater der Frau. Der frühere Staatskanzlei-Mitarbeiter von Edmund Stoiber zog im Herbst 2008 in die Zwei-Millionen-Euro-Wohnung der Frischvermählten mit ein.

Paul C. passte das nicht. Aber Hans F. verteidigt das seltsame Arrangement einer Schwabinger Ehe-zu-dritt: Seine Tochter habe ihn gebraucht – und er habe sich zudem um die zwölf Chihuahua-Welpen der Familie gekümmert, die mit der Flasche aufgezogen wurden.

Paul C. erträgt dies alles – und er kommt sogar den Forderungen der Angetrauten und ihres Vaters nach Überschreibung der Wohnung und später der Erbansprüche nach. Allerdings nicht aus Liebe, wie er sagt, sondern aus Angst.

Seine Frau, angeblich eine italienische Adelige, habe ihm erzählt, dass ihr Großonkel Mafia-Verbindungen habe – und mit ihrer Gattenwahl gar nicht einverstanden sei.

Bereits kurz nach der Hochzeit wird’s drastisch: Hans F. habe gesagt, dass es in der Familie keine Scheidungen geben würde und dass man Paul C. am Strand von Rimini einbetonieren würde, wenn die Ehe schiefginge. Um sich das Wohlwollen des Paten zu erkaufen, händigt er dem Adoptiv-Vater 650000 Euro in bar aus.

„Sie wurden ausgenommen wie eine Weihnachtsgans! Warum haben Sie sich nicht einem Freund offenbart?”, will das Gericht wissen. Paul C.: „Weil ich mich überwacht fühlte und meine Freunde nicht in Gefahr bringen wollte.” Seine Frau habe erklärt, dass ständig Mafia-Bodyguards in ihrer Nähe seien.

Als Paul C. seinen Job verliert, wird die Schwabinger Wohnung im Sommer 2010 für 2,6 Millionen Euro verkauft. Das Paar zieht nach Ungarn. Wochen später die Trennung. Paul C. zeigt seine Frau im November 2011 an, holt sich als Sicherheit für seine Geld-Forderungen ihre umfangreiche und offenbar wertvolle Kunst- und Uhrensammlung aus dem Haus.

„Das war ein Millionendiebstahl”, sagt Hans F. vor Gericht aus. Allein ein Jawlensky-Bild der Sammlung sei acht bis zehn Millionen Euro wert. Er bestreitet alle Vorwürfe. Man habe weder Beziehungen zur Mafia noch zum Adel behauptet. Für einen solchen Bluff sei er als Stoiber-Mitarbeiter viel zu bekannt gewesen. Einen Vergleich lehnt er ab: „Lieber fresse ich jahrelang Dreck.”
Wer lügt? Das OLG glaubt dem Anwalt, und entscheidet, dass 1,34 Millionen Euro des Vermögens von Hans F. arrestiert, das heißt für den Schadenersatzanspruch vorgehalten werden.

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