Angst vor Terror bei den Spielen

Wegen der eskalierenden Gewalt in ihrem Heimatland bitten viele Exil-Tibeter um einen Olympia-Boykott. Auch in München wollen sich Tibet-Aktivisten mit einer Kundgebung am Konsulat den weltweiten Protesten anschließen.
von  Abendzeitung
Ralf Bauer und tibetischer Mönch Wangchen-Lama.
Ralf Bauer und tibetischer Mönch Wangchen-Lama. © Brauer

MÜNCHEN - Wegen der eskalierenden Gewalt in ihrem Heimatland bitten viele Exil-Tibeter um einen Olympia-Boykott. Auch in München wollen sich Tibet-Aktivisten mit einer Kundgebung am Konsulat den weltweiten Protesten anschließen.

Die ehemalige Nonne und künftige Altenpflegerin Drönnsell Ngawang ist blass und angespannt, immer wieder wischt sie sich Tränen aus den Augen, wenn sie über ihre Heimat Tibet spricht. Seit zwei Jahren lebt die 29-Jährige in München, in den letzten Tagen ist sie kaum zum Schlafen gekommen. Die schlimmen Nachrichten lassen ihr keine Ruhe. „In Lhasa und im ganzen Land herrschen Angst und Trauer“, sagt die junge Frau – und bittet die deutschen Olympioniken: „Fliegen Sie nicht in ein Land, das die Menschenrechte nicht respektiert.“

So wie Drönnsell fürchten viele Exil-Tibeter in München eine weitere Eskalation in ihrer Heimat, noch mehr Gewalt, noch mehr Tote. Der junge Dorjee, der zwei Mal aus Tibet flüchtete, ist überzeugt: „Die Demonstrationen sind nur ein Anfang. Später, während der Olympischen Spiele, wird es auch in China gefährlich.“ Er weiß von gewaltbereiten Gruppen zum Beispiel aus der Mongolei, die Attentate angekündigt haben. Bomben in Peking? „China hat schon viele Warnungen bekommen“, sagt Dorjee. „Wir wissen nicht, was passiert."

Aber Peking ist kein guter Platz für die olympische Idee von Frieden und Verständigung.“ Dorjees Freund und Mentor, der Schauspieler Ralf Bauer, beschäftigt sich seit Langem mit der Situation in Tibet. Er ist in Sachen Olympia- Boykott gespalten – weil er befürchtet, dass das noch mehr Druck auf die Tibeter erzeugen würde. „Ich finde, das IOC muss jetzt eine Entscheidung fällen“, sagt Bauer und grübelt darüber nach, ob nicht ein Wirtschafts-Boykott das geeignete Mittel für mehr Demokratie in China – und Tibet – wäre. „Man muss sich in Deutschland ernsthaft Gedanken über einen Olympia-Boykott machen“, erklärt Michael Filsinger von der Arbeitsgruppe München der Internationalen Gesellschaft fürMenschenrechte (IGFM). „Zumindest sollte man konkrete Forderungen stellen – und eine Teilnahme von nachprüfbaren Fortschritten in Tibet abhängig machen.“

Julia Heiß von der Tibet Initiative München (TIM) spricht von einer „besorgniserregenden Situation“. Deshalb rufen die TIM und die Tibet-Gemeinde München für Dienstag, 9 Uhr, zu einer Demonstration vor dem Chinesischen Generalkonsulat in der Romanstraße 107 auf, abends ist eine Mahnwache in der Innenstadt geplant. Rudolf Huber

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