„Angst vor München“

Prozess am Landgericht: Ein betrunkener Schüler verprügelt einen 22-Jährigen. Dem Opfer wird der Schädel gebrochen. Eine Notoperation rettet ihn. München meidet der Ebersberger seither.
MÜNCHEN Nach München fährt Alfons H. nur noch, wenn er muss. „Die Stadt macht mir Angst – auch wegen der vielen Berichte über Leute, die dort grundlos zusammen geschlagen werden.“ So wie er am 1.Mai. An die Schläge erinnern kann sich der 22-jährige Industriemechaniker, der aus einem Dorf bei Ebersberg stammt, zwar nicht mehr. Muss er aber auch nicht, denn der der gefährlichen Körperverletzung und der schweren räuberischen Erpressung angeklagte Paul T. (21, Name geändert) hat zu Prozessbeginn ein volles Geständnis abgelegt.
Laut Anklage hatte sich der Münchner mit seinen Spezln am Ausgang des Volksgartens an der Rosenheimer Straße der Gruppe von Alfons H., die mit dem Bus nach Hause fahren wollten, in den Weg gestellt. Paul T. machte nicht viel Worte, sondern schlug zu. Alfons H. wurde im Gesicht getroffen und fiel zu Boden.
Der alkoholisierte Angreifer versuchte, sein Opfer weiter zu treten und zu schlagen. Ein Freund ging dazwischen. Paul T. änderte seine Taktik und verlangte nun Geld. Tatsächlich gaben ihm zwei der Bedrohten 50 Euro.
Die Ebersberger Gruppe versuchte nun, ihren Nachhauseweg fortzusetzen. Doch Paul T. schlug völlig unerwartet erneut zu. Wieder war Alfons H. das Opfer, wieder wurde er im Gesicht getroffen. Er ging zu Boden und schlug mit dem Kopf auf.
„Ich bin am nächsten Morgen mit Zahnweh aufgewacht“, erinnert sich das Opfer. Er ging ins Krankenhaus, eine Röntgenaufnahme zeigte, dass man ihm den Kiefer gebrochen hatte. Eine Beule an der Stirn des jungen Mannes machte die Ärzte stutzig. Sie schickten Alfons H. per Krankenwagen an die Uniklinik in München, wo eine Computer–Tomographie das ganze Ausmaß der Verletzungen an den Tag brachte: Der Schädel des 22-Jährigen war gebrochen war, Splitter ragten ins Gehirn. Er wurde noch in der Nacht notoperiert.
Paul T. tut die Sache leid, doch sein Entschuldigungsbrief verhallte unerhört. Alfons H. mochte die Entschuldigung nicht annehmen: „Ich habe wochenlang nur Kartoffelsuppe essen können. Wer weiß, wo ich jetzt ohne meinen Spezl wäre.“
Dass er im Suff aggressiv wird, weiß der vorbestrafte Paul T.. Am Trinken hat ihn das bislang nicht gehindert. Der Prozess wird fortgesetzt.
John Schneider