Angst vor Junkies
Das Sendlinger Tor ist der neue Drogenplatz – CSU und Geschäftsleute schlagen Alarm. „Seit Monaten vergeht kaum ein Tag ohne massive Belästigung und sogar Bedrohungen. Fixerutensilien sind laufend in den Grünanlagen, Hauseingängen und in den Höfen der Häuser zu finden“
MÜNCHEN Ein Viertel schottet sich ab: „Vor den Ladenfenstern haben wir extra Rollgitter anbringen lassen – seitdem die Junkies hier sind, fühlen wir uns nicht mehr sicher“, sagt eine Verkäuferin aus der Sendlinger Straße. „Die kommen mit sieben Mann rein. Zwei lenken ab, die anderen klauen,“ heißt es zwei Ladentüren weiter. Ums Eck, in der Herzog-Wilhelm-Straße, fallen fast die gleichen Sätze. „Die pöbeln schon morgens im Park die Leute an“, sagt eine Anwohnerin, die aus Angst anonym bleiben will.
Drogenalarm rund um das Sendlinger Tor. Seit Anfang des Jahres ist der Platz Treffpunkt für Drogen- und Alkoholabhängige. Zum Ärger der Geschäftsleute, Anwohner und der CSU. „Seit Monaten vergeht kaum ein Tag ohne massive Belästigung und sogar Bedrohungen. Fixerutensilien sind laufend in den Grünanlagen, Hauseingängen und in den Höfen der Häuser zu finden“, klagten gestern die CSU-Stadträte Richard Quaas und Elisabeth Schmucker.
Mehr Polizeipräsenz?
Wolfgang Fischer, Geschäftsführer von City Partner e.V., vertritt die Interessen der Geschäftsleute: „Viele mussten Umsatzeinbußen hinnehmen, weil Kunden ausblieben. Wir haben aber gemerkt, dass durch mehr Polizeipräsenz die Situation in den Griff zu kriegen ist.“
KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle hat zum Ramadama rund ums Sendlinger Tor ein „Dreistufen-Konzept“ entwickelt: polizeilicher Platzverweis, Bußgelder und Aufenthaltsverbote bis zu sechs Monate. Täglich kontrolliert die Polizei. Zivilfahnder halten sich sogar in Geschäften auf und beobachten die Szene. 26 Anzeigen liegen bereits vor.
Problem nur verdrängt, nicht gelöst.
Birgit Gorgas, Koordinatorin für Psychiatrie und Suchthilfe im Gesundheitsreferat, hält von der Vertreibungs-Methode nichts: „Die tauchen an anderen Plätzen wieder auf. Einige, die man vom Orleansplatz vertrieben hat, sind jetzt am Sendlinger Tor.“ Dies mache die Arbeit der Streetworker zunichte: „Hilfe vor Ort zu leisten, ist praktisch unmöglich. Kontakte können wir nicht aufbauen.“
Im Fall Sendlinger Tor gibt Gorgas noch zu bedenken: „Ob die vielen Straftaten allein von den Junkies verübt wurden, hat die Polizei noch nicht geklärt.“
Torsten Huber
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