Angst vor Coronavirus: Atemmasken in München ausverkauft

München - Aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus stürmen Kunden die Münchner Apotheken. Atemschutzmasken sind vielerorts ausverkauft. Großhändler können nicht liefern, weil die Hersteller mit der Produktion nicht mehr nachkommen. Ist die Sorge um eine Ansteckung berechtigt? In Starnberg wurde bei einem Patienten am Montag der Coronavirus erstmals in Deutschland nachgewiesen.
Leere Regale und volle Bestelllisten – die Lage in den Apotheken in der Innenstadt ist nahezu überall identisch. "Wir sind ausverkauft", erzählt Veronika Schmitt aus der Rathausapotheke am Marienplatz. "Sold out" steht auf einem Schild über der Verkaufstheke.
Rathausapotheke am Marienplatz: "Sold Out"
Rund 300 Stück hat die Apothekerin vergangenen Donnerstag nachbestellt. Am Freitagmorgen wurden sie geliefert. Am Nachmittag um 16 Uhr gingen die letzten Exemplare über die Theke. Nachschub ist seitdem keiner gekommen. "Ich hoffe, dass wir bald wieder neue Masken erhalten", sagt Veronika Schmitt.

Der Run auf Grippeschutzmasken setzte vergangene Woche ein, als die Nachrichten aus China immer dramatischer wurden: 45 Millionen Menschen in China stehen inzwischen unter Quarantäne, ganze Metropolen sind abgeriegelt, Mundschutz ist für alle auf der Straße Pflicht.
Je mehr Infektionsfälle und auch Tote gemeldet werden, desto mehr macht sich die Sorge auch hierzulande breit. Als dann auch in Europa erste Verdachtsfälle in Kliniken eingeliefert wurden, reagieren vor allem Touristen auf Städtetour zunehmend nervös. "Besonders viele Urlauber aus Asien und aus China kaufen bei uns ein", berichtet Veronika Schmitt. "Der Anteil dürfte bei etwa 90 Prozent liegen.
In Asien ist es üblich, dass man besonders während der Erkältungszeit mit Schutzmasken rumläuft. Das geschieht weniger aus Angst sich selbst anzustecken, als viel mehr aus purer Höflichkeit. "Man will keinen anderen anstecken", erklärt Hirota K. (25), Student aus Tokio. Doch seit das Coronavirus weltweit für Schlagzeilen sorgt, machen sich viele Menschen zunehmend auch um die eigene Gesundheit Sorgen.
Coronavirus: Menschen in Sorge um ihre Gesundheit
Die Apotheken in der Münchner Innenstadt werden schier überrannt. Die Kunden fragen nach Masken für Erwachsene, aber auch für Kinder. Dr. Beckers Central Apotheke im Zwischengeschoss am Stachus beispielsweise muss immer öfter Kunden wegschicken. "Wir sind inzwischen restlos ausverkauft", berichtet eine Mitarbeiterin. Die letzten Tage gingen in der Apotheke im Schnitt pro Stunde etwa fünf Masken über den Tisch. 50 am Tag waren es bis Montag. Jetzt ist Feierabend. Das Lager ist leergeräumt.
In anderen Apotheken sieht es nicht besser aus. "Wir haben nachbestellt", sagt eine Mitarbeiterin der Internationalen Apotheke am Hauptbahnhof.
Doch die großen Zwischenhändler können momentan die Apotheker nur vertrösten und Hoffnung auf Nachschub in ein paar Tagen machen.
Inzwischen erkundigen sich immer mehr Münchner nach Atemmasken. "Sie schützen allgemein vor Tröpfcheninfektionen", erklärt Apothekerin Veronika Schmitt.

Wichtig: Übliche Hygienemaßnahmen einhalten
Bei der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit, so Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, würden die Masken im Falle des Falles aber nur "begrenzt" helfen, sich vor einer Ansteckung zu schützen. Wichtiger sei es, die üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen einzuhalten.
Nachdem manche Apotheken leergekauft sind, versuchen sich Kunden im Sanitätsfachhandel oder in Drogeriemärkten mit Masken einzudecken. Begehrt sind zunehmend auch Desinfektionsmittel für die Hände.
Im Laufe der Woche sollen neue Grippeschutzmasken ausgeliefert werden, versprechen Großhändler den Apothekern. Wie lange der Lieferengpass andauert, hängt in erster Linie davon ab, ob die Hersteller die Produktion kurzfristig steigern können. "In vielen Apotheken bundesweit werden die Masken verstärkt nachgefragt", sagte Ursula Sellerberg. Werner Kurzlechner, Sprecher des Bayerischen Landesapothekerverbands spricht dagegen lediglich von "Einzelfällen. Uns liegen keine konkreten Zahlen vor".
"Ich habe gerade noch ein 50er-Pack von den blauen bestellen können, die weniger beliebt sind – das war vorerst der letzte Posten", berichtet ein Apotheker (50) von der Münchner Freiheit. "Der Großhandel bemüht sich, dem nachzukommen, aber die Verfügbarkeit ist unsicher. Da gibt es ganz wenige."
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