Angst um Annalena
Die sieben Jahre alte Schülerin wurde während des Unwetters am Ponyhof in Daglfing fast von einem Baum erschlagen. Ein Vater und seine Tochter waren die ersten Helfer am Unglücksort.
MÜNCHEN Sonnenstrahlen tauchen den Reiterhof in Daglfing in helles Licht. Kinder striegeln liebevoll die Pferde, kratzen ihre Hufe aus und halten den Tieren Möhren vor die Mäuler. Doch die schöne Welt des Ponyhof ist nicht so heil, wie sie erscheint. Nicht mehr. Seit am Dienstag ein umstürzender Baumstamm die kleine Annalena Z. (7) fast erschlagen hat.
Nur wenige Meter vom Reiterhof entfernt hätte das Unwetter vom Dienstagnachmittag fast das Leben des kleinen Mädchens ausgelöscht. Derzeit ist Annalena zwar außer Lebensgefahr, doch sie hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Am Mittwochnachmittag sollte sie aus dem künstlichen Koma geweckt werden.
Ihre Mutter Antonia Z. (46) ist tief schockiert nach dem Unglück. „Es ist alles so schlimm, die Sorge macht einen wahnsinnig“, sagt sie zur AZ. Doch sie kann auch wieder Hoffnung schöpfen. „Annalena wurde die ganze Nacht notoperiert – aber die Ärzte sagen, die OP sei gut verlaufen. Es geht ihr den Umständen entsprechend.“
Annalena war zum Voltigieren auf dem Reiterhof nahe der Rennbahn in Daglfing. Als das Unwetter einsetzte, wollte sie mit ihrer Mutter schnell nach Hause. Auf dem Weg zum Auto brachte ein Windstoß einen 18 Meter langen Baum zum Umstürzen. Der Stamm von einem halben Meter Durchmesser traf Annalena erst am Kopf, dann begrub er ihren kleinen Körper unter sich.
Michael Weigl ist der erste Helfer am Unglücksort: „Ich saß im Auto, dann habe ich einen lauten Knall gehört. Als ich ausgestiegen bin, habe ich gesehen, wie das Mädchen unter dem Baum liegt“, erinnert sich der 56-Jährige. Dann schießt Adrenalin durch seine Adern. „Ich war wie in Trance – und dachte nur noch an eines: Das Kind muss da raus.“
Dann zieht er behutsam Annalenas Körper unter dem Baum hervor. Zwei weitere Männer kommen zum Unglücksort und helfen ihm. Auch seine Tochter Melanie (10) ist dabei. Während der Regen auf die Retter herabprasselt, hält Melanie über ihren Vater und die bewusstlos am Boden liegende Annalena einen Schirm. „Sie hat super reagiert und hat keine Nerven gezeigt“, sagt ihr Vater voller Stolz. Dann kommen die Notärzte, beatmen das Kind und bringen es in den Schockraum einer Münchner Klinik.
Am Mittwoch kamen die Freundinnen von Annalena wieder zum Reiterhof – wie fast jeden Tag in den Sommerferien. „Wir müssen den Kindern helfen, mit dem Schock umzugehen“, sagt ein Vater. Dann seufzt er: „Wir hoffen sehr, dass Annalena bald wieder bei uns ist.“ R. Keck
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