Angestellte zweigt 280000 Euro aus Forschungsetat ab
Sie wollte ihre Tochter verwöhnen: Viereinhalb Jahre lang hat sich die Verwaltungsangestellte Carla S. (Name geändert) an einem Projektetat für Medizinstudenten und Versuchspatienten des Klinikums Großhadern bedient - und mehr als 280000 Euro abgezweigt.
In 66 Fällen fälschte sie Zahlungsanweisungen und steckte das Geld in die eigene Tasche. Schaden: 280450 Euro. Das Münchner Amtsgericht bescheinigte der 49-Jährigen (Anwalt Lutz Libbertz) große „kriminelle Energie“ und verurteilte sie zu zwei Jahren und neun Monaten Gefängnis.
Ein vergleichsweise mildes Urteil. Dass sie so glimpflich davon kam, hat die Frau ihrer Selbstanzeige und ihrem „überschießenden Geständnis“ zu verdanken, erklärte Richter Müller. Zu ihren Lasten fiel der große Schaden, die lange Dauer der Betrügereien (April 2002 bis Dezember 2006) und die planmäßige Ausführung ins Gewicht. Die Frau hatte dem Institutsdirektor die gefälschten Auszahlungsaufforderungen – meist für die Bezahlung freiwilliger Übungspatienten – vorgelegt und hatte später zur Verdeckung des Betrugs Empfangsquittungen von Patienten gefälscht.
Von dem Geld, immerhin 10000 bis 20000 Euro zusätzlich zu ihrem Angestelltengehalt, finanzierte sie den aufwendigen Lebensstil ihrer Familie. Vor allem ihrer magersüchtigen Tochter wollte sie es gut gehen lassen. Die Ausgaben für Golf und Reiten aber überstiegen ihre eigentlichen Mittel. Man ging gerne und oft aus zum Essen.
Seit drei Monaten zahlt Carla S. 500 Euro, fast ein Drittel ihres Gehaltes, an das geschädigte Klinikum zurück. Auch das wurde ihr wie ihre Schuldeinsicht und ihre Reue zu Gute gehalten.
John Schneider
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