"Angela Merkel steht an der Seite der Juden"
München - Natürlich hat alles eine große Symbolik an diesem 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, dem zehnten Jahrestag der Eröffnung der neuen Münchner Synagoge mitten in der Stadt. In ihrem repräsentativen Gemeindezentrum, nur wenige Meter vom Marienplatz entfernt, gibt sich an diesem Abend Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ehre.
Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) hatte für Merkel sogar einen roten Teppich vor der Synagoge ausgerollt – sie bekam von der IKG außerdem die Ohel-Jakob-Medaille in Gold überreicht, die höchste Auszeichnung, die die IKG zu vergeben hat. „Jüdisches Leben soll in München und ganz Deutschland auf Dauer eine sichere und geborgene Heimat haben“, begründete IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch die Ehrung, „sichtbar, vital und vielseitig.“
Kein Fähnchen im Wind
Die Bundeskanzlerin stehe „wie keiner ihrer Amtsvorgänger in unverrückbarer Entschlossenheit, Eindeutigkeit und Glaubwürdigkeit beherzt und kämpferisch an der Seite der jüdischen Menschen in Deutschland und des Staates Israel“.
Arthur Schneier, New Yorker Rabbiner, nannte sie in seiner Laudatio eine „Frau des Gewissens und der Prinzipien“: „Sie sind kein Fähnchen im Wind, Sie sind sich treu geblieben.“
Flüchtlinge müssen deutsche Geschichte mit der Shoah lernen
Die Kanzlerin bedankte sich emotional: „Ihre freundlichen und aufmunternden Worte haben mich tief im Herzen gerührt“, sagte sie. „Neben der Trauer über das, was war, steht auch die Dankbarkeit über das, was ist. Wir dürfen feiern, dass das jüdische Leben in die Mitte der Stadt zurückgekehrt ist.“ Über die Synagoge sagte sie: „Ich habe heute gesehen, was für ein wunderbarer Ort das hier auch im Abendlicht ist.“
Oberbayern ehrt diese Lebensretter und Ehrenamtler
Merkel betonte in ihrer Rede, auch Flüchtlinge müssten die deutsche Geschichte mit der Shoah lernen.
Zum Jahrestag der Synagoge hielt Charlotte Knobloch außerdem eine sehr persönliche, nachdenkliche Rede. „Dies ist unsere Heimat“, sagte sie. „Hier haben wir auf dem Fundament der Liebe und des Vertrauens diese Synagoge gebaut – den Blick nach vorne gerichtet, für unsere Nachkommen, für deren Zukunft, in Sicherheit, Frieden und Freiheit.“
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte bei dem Festakt: „Wer baut, der bleibt.“ Es blühe wieder jüdisches Leben im Herzen der Landeshauptstadt, betonte er – „und im Herzen Bayerns“.
Charlotte Knobloch: "Mein Traum ist wahr geworden"
Alt-OB Christian Ude (SPD), in dessen Amtszeit die neue Hauptsynagoge errichtet wurde, bedankte sich „für eine großzügige Geste der Versöhnung mit einer Stadt, die einst ein Ort des Grauens war“.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, die Synagoge sei „so viel mehr als ein aus der historischen Verantwortung erwachsenes Bedürfnis. Sie war und ist uns ein tiefes Herzensanliegen.“ Reiter nannte den Kampf gegen Antisemitismus eine „Daueraufgabe, die uns alle fordert“.