Anfang vom Ende der Ära Ude

Die SPD feiert ihren Triumph. Christian Ude geht locker, entspannt und mit satter Mehrheit in seine letzte Amtszeit. Und so mancher hört bereits ganz genau hin, wie oft der Name einer möglichen Nachfolgerin ins Spiel gebracht wird.
von  Abendzeitung
Christian Ude bleibt die Rathausspitze und will die nächsten sechs Jahre im Amt bleiben
Christian Ude bleibt die Rathausspitze und will die nächsten sechs Jahre im Amt bleiben © Montage: Gebhardt

MÜNCHEN - Die SPD feiert ihren Triumph. Christian Ude geht locker, entspannt und mit satter Mehrheit in seine letzte Amtszeit. Und so mancher hört bereits ganz genau hin, wie oft der Name einer möglichen Nachfolgerin ins Spiel gebracht wird.

Sie wirkten wahnsinnig entspannt. So selbstzufrieden, wie man als Sieger eben ist. Als die Münchner SPD-Spitze sich am Montag den Fragen der Journalisten stellte, gab es genau zwei Tonarten: Überschwängliches Lob für die eigene Partei. Und bittere Häme für die CSU – den großen Verlierer der Wahl.

„Der Wahlkampf der CSU war von Anfang an unanständig“, trat der Münchner SPD-Chef Franz Maget nach. Die Kampagne habe auf Diffamierung gesetzt. „Das hat sich nicht ausgezahlt.“

Udes Spott für Schmid

Der alte neue OB Christian Ude spottete über seinen unglücklichen Herausforderer Josef Schmid: „Der Kandidat hat sich aus unserer Sicht bewährt.“ Allerdings bezweifle er, dass Schmid ein zweites Mal für den OB-Posten kandidieren werde. Dieser hatte gerade einmal 24,5 Prozent der Stimmen geholt. Ude triumphierte mit 66,7 Prozent.

Doch Udes bestes Ergebnis ist bekanntlich auch sein letztes: Genau genommen war der Wahlsonntag der Anfang vom Ende der Ära Ude – denn ein fünftes Mal wird der Dauer-OB mit Sicherheit nicht antreten. Deswegen lauschte so mancher gestern ganz genau, wie häufig der Name von Bürgermeisterin Christine Strobl ins Spiel gebracht wurde. Ude selbst hatte diese in der Vergangenheit bereits als potentielle Kronprinzessin genannt. „Christine Strobl ist auf dem besten Weg, ähnliche Sympathie in der Stadt zu erwerben, wie sie die frühere Bürgermeisterin Gertraud Burkert hatte“, lobte Maget. Sie sei bereits „profiliert“ in der Frauen- und Bildungspolitik, fügte Ude noch hinzu.

"In sechs Jahren kann viel passieren"

Die so Geschmeichelte äußerte sich nur kryptisch zu den Spekulationen über Udes Thronfolge: „Eine Amtsperiode dauert sechs Jahre. In dieser Zeit kann viel passieren.“

Zum Beispiel ein Rücktritt Udes nach der Hälfte der Zeit? Viele Beobachter sind überzeugt, dass der OB nicht die ganze Amtsdauer bleiben wird, um seinen Nachfolger zur rechten Zeit inthronisieren zu können. Auch sein Double Uli Bauer hatte der AZ gesagt: „Mein Tipp: Nach vier Jahren ist Schluss!“ Vielleicht sei ja der Kabarettist Bauer selbst nicht rüstig genug für weitere sechs Jahre, konterte Maget. Auch Ude widersprach der Prognose: „Die CSU wird spüren, wie lange sechs Jahre sind. Dass sie auf ein früheres Ende gehofft hat, ist klar. Aber da muss ich sie leider enttäuschen.“

Votum gegen den Transrapid

Ganz besonders freute sich der OB über das Wahlergebnis im traditionell schwarzen Feldmoching-Hasenbergl. Dort verlor die CSU bei der OB-Wahl satte 9 Prozent, die SPD gewann 6,7 Prozent. „Da kommt Stimmung auf! Das sind Wähler, die mit flatternden Fahnen der CSU davongelaufen sind.“ Der Grund ist naheliegend: Viele Feldmochinger fürchten den Transrapid, der durch ihr Viertel düsen soll. Ude interpretierte seinen Sieg auch als Votum gegen die Magnetschwebebahn. Bei der Bürgerbefragung am 13. April werde es eine schallende Ohrfeige für die CSU setzen.

Und noch ein zweites Stadtviertel bereitete Ude große Genugtuung: Sendling. Wenn es nach dem OB geht, soll dort am Gotzinger Platz eine große Moschee entstehen. „In Sendling bin ich abgesackt“, gestand Ude gestern zu. „Aber auf 68,9 Prozent!“ Niemand solle mehr behaupten, die Mehrheit der Sendlinger sei gegen die Moschee. „Der Wackelkurs der CSU hat in Sendling nichts gebracht.“

Im Stadtrat büßen die Christsozialen nach ihrer herben Niederlage jetzt einige Sitze ein. „Ich glaube, dass es bei der CSU ein schreckliches Erwachen gibt, wer nicht mehr vertreten sein wird“, meinte Ude und schickte ein wenig gehässig hinterher: „Sind dann überhaupt noch Frauen in nennenswerter Zahl dabei? Sind da noch Politiker aus allen Stadtvierteln?“

Das älteste rot-grüne Bündnis Deutschlands

Die eigene Zukunft sieht die SPD dagegen schon klar vor sich. Die Koalition mit den Grünen ist abgemacht. Ude: „Wer mit wem? Die Frage stellt sich nicht.“ Seit 18 Jahren funktioniert die Zusammenarbeit. Damit hat München das älteste rot-grüne Bündnis Deutschlands. Im April soll es „kompakte“ Verhandlungen geben. Trotz Stimmenzuwachs bei den Grünen sieht Fraktionschef Helmut Schmid kein Konfliktpotenzial: „Es wird kein Kräftemessen oder Machtspiel geben.“

Bleibt nur ein Wermutstropfen für die SPD: Die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ darf einen Vertreter in den Rat schicken. Doch der werde im Rathaus keine Freunde haben, versprach Ude. Er will sich mit allen Fraktionen beraten. „Jedwede Zusammenarbeit wird vermieden. Er wird erfahren, dass er im Rathausbetrieb keinen Fuß auf den Boden bekommt.“

Julia Lenders

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