Analog und digital: So wird der CSD in München
München - Der CSD war schon abgesagt – so wie viele andere Veranstaltungen. "Doch dann kamen die Lockerungen, und jetzt ist sogar ein analoger CSD möglich", sagt Conrad Breyer vom CSD-Team.
Analog? Ja, draußen in der analogen, echten Welt wird es am Samstag, den 11. Juli ab 12 Uhr 50 Demonstrationen in der Innenstadt geben. Und die bunte Politparade wird digital in Form eines Livestreams stattfinden.
Außerdem startet an diesem Samstag die Pride Week mit analogen und digitalen Veranstaltungen. Denn der CSD ist mehr als eine schrille, lustige Party, der CSD ist auch eine Demonstration. Bereits in der Pride Week lenken LGBTI* (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter*, wobei das Sterndl für die vielen Geschlechtsidentitäten steht, die es gibt) den Fokus auf ihre politischen Forderungen und kommen bei spannenden Veranstaltungen zusammen.

Höhepunkt der Pride Week: Livestreaming aus dem lesbisch-queeren Zentrum
"Die Bewegung hat nicht angefangen als eine lockere Party, sondern als ein Aufstand", erinnert CSD-Sprecherin Julia Bomsdorf an die Anfänge und ruft auch ins Gedächtnis, dass Homosexualität in über 70 Ländern immer noch illegal ist.
Am 7. Juli gibt es um 17 und 18 Uhr Führungen durch das queere Archiv. Anmeldung unter Telefon 23 26 97 94. Ab 9. Juli ist eine Ausstellung über den gemeinsamen Kampf von Münchnern und Aktivisten aus Kiew online zu sehen: www.liebe-kennt-keine-grenzen.de.
Der Höhepunkt der Pride Week ist das Livestreaming aus dem lesbisch-queeren Zentrum am 11. Juli unter www.csdmuenchen.de. Der mindestens 18 Stunden dauernde Queer-Marathon startet um 12 Uhr. Es wird eine Mischung aus Politparade, Straßenfest und Bühnenshow.
CSD 2020: So klappte es mit der Finanzierung
60 kurze Filmchen sind für die Politparade eingereicht worden. Sie werden in Talks zu Themen wie "Die Neuen, Queeren im Stadtrat" oder "Regenbogenfamilien" eingebettet. Dazwischen gibt es Musik, aber auch stündlich die Monatsschau mit Dragqueen Janisha Jones und ihren Gästinnen.
Weil das beliebte Rathaus Clubbing in diesem Jahr ausfallen muss, legen ab 20 Uhr bekannte DJs aus der Szene auf. Dass das Rathaus-Clubbing und der CSD nicht in der gewohnten Form stattfinden können, bedeutet, dass die Finanzierung schwierig ist.

Pride Week in München mit dezentralen Demospots
Um den Livestream groß und bunt gestalten zu können und Strukturen für 2021 zu sichern, wurde auf www.startnext.com eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, bei der bis zum Freitag schon knapp 14.000 Euro zusammenkamen.
Solibändchen für zehn Euro und ein VIP-Paket für 250 Euro gibt's noch zu kaufen. Weil es beim CSD aber auch darum geht, LGBTI* und deren Themen sichtbar zu machen, wird es Demonstrationen in der Stadt geben. "Wir haben bis zuletzt mit der Polizei und dem KVR gerungen und sind jetzt glücklich, dass wir eine solche Lösung gefunden haben", sagt Breyer.
Die Idee der dezentralen Demospots: In einer dreistündigen Aktion stehen vom Marienplatz zum Stachus, Odeonsplatz und Sendlinger Tor 50 Kleingruppen von maximal sechs Personen auf festen Positionen, die die politischen Forderungen nach Außen tragen.
CSD in München: "Toleranz ist nicht gleich Akzeptanz"
"Wir sind in diesen Zeiten getrennt voneinander und stehen trotzdem in unserer Vielfalt beisammen", sagt Conrad Breyer über diese Form des Protests. Wer sich jetzt fragt, ob ein Kampf für gleiche Rechte und Akzeptanz in München überhaupt notwendig sei, dem sagt Julia Bomsdorf: "Ja."
Und weiter: "Wir sind in München in einer privilegierten, guten Situation. Aber ich kann Ihnen genügend Geschichten erzählen, wie ich körperlich angegriffen wurde, nur wegen meiner Existenz." Sie betont, dass Toleranz nicht gleich Akzeptanz sei und dass sie weiter für Akzeptanz kämpfen müssen.
Lesen Sie hier: Motorrad-Demo in München untersagt - KVR bremst Biker aus