Amsel, Drossel, Fink und Star
Die etwas andere „Volkszählung“: Am 6.Januar ist „Die Stunde der Wintervögel“.
Einen Stift, den Meldebogen (in der AZ) und ein Vogelbestimmungsbuch – mehr braucht man nicht, um sich an „Der Stunde der Wintervögel“ zu beteiligen, sprich eine Stunde lang Vögel zu zählen. Bereits drei Mal hat der Landesbund für Vogelschutz diese Aktion in ganz Bayern durchgeführt – und dabei Interessantes festgestellt: „Die Zählergebnisse der Vorjahre belegen nicht nur den Rückzug des Haussperlings aus München. Verblüffend waren die Meldungen über Zugvögel wie Hausrotschwanz, Star und Buchfink, die zunehmend den Winter bei uns verbringen", sagt Heinz Sedlmeier, Leiter der LBV-Geschäftsstelle München. Und nur, wenn die Vogelschützer wissen, welche Art gefährdet ist, könne auch helfend eingegriffen werden.
Doch Vögel zählen hilft nicht nur dem LBV, seine Kenntnisse zu erweitern. „Amsel, Drossel, Fink und Star..." – die meisten Kinder kennen zwar diese Zeile aus dem Lied „Alle Vögel sind schon da", aber in der Realität können sie die gefiederten Tiere kaum noch unterscheiden. Wie eine Studie der Fachhochschule Weihenstephan belegt, kennen viele Kinder heutzutage gerade noch zwei Vogelarten. „Die größte Artenkenntnis beweisen die Kinder, die gemeinsam mit Verwandten – meist den Großeltern – ein Futterhäuschen oder Nistkästen im Garten betreuen“, so Sylvia Weber vom LBV. „Und so ist ,Die Stunde der Wintervögel’ ein guter Anlass für Eltern, ihr eigenes Wissen aufzufrischen und an die Kinder weiterzugeben.“ Die Expertin ist sich sicher: „Ein Riesenspaß für die ganze Familie mit hohem Lerneffekt in Sachen heimischer Natur.“
Hast du ’ne Meise? Oder zwei?
Wie zählt man Vögel richtig? Und was muss man bei der Winterfütterung der Piepmätze beachten? Expertin Sylvia Weber gibt Tipps:
Da liegt man am Futterhäuschen auf der Lauer – und dann kommen sie angeflattert, mal alleine, mal im Dreierpack – Amseln, Meisen, Buchfinken und all die anderen bayerischen Wintervögel. Einige bleiben länger, andere hüpfen sofort wieder weg, kommen aber wieder.
AZ: Wie soll man bei diesem Verkehr noch den Zähl-Überblick behalten?
SYLVIA WEBER: Erstens: Unbedingt getrennt nach Arten zählen und dann die jeweils gleichzeitig gesichtete Höchstanzahl an Vögeln aufschreiben. Ein Beispiel: In der Zählstunde sieht der Beobachter einmal zwei, einmal drei und einmal sechs Kohlmeisen gleichzeitig: Man notiert also „sechs Kohlmeisen“ für die gesamte Stunde. Der Kleiber ist beispielsweise ein Vogel, der selten in größeren Trupps am Futterhaus erscheint, dafür aber immer und immer wieder: Er legt sich einen Vorrat in der Rinde eines Baumes an. Nicht selten besucht derselbe Vogel innerhalb einer Stunde zwanzig Mal und öfter die Futterstelle! Deshalb einen Kleiber notieren, nicht 20!
Muss man an einem Futterhäuschen zählen?
Nein, das ist nicht notwendig. Man kann auch bei einem Spaziergang im Park zählen. Selbst wenn man dort nur wenige Vögel sehen kann, ist die Meldung für uns als Artenschützer sehr interessant, da auch diese Beobachtung die Verteilung im Stadtgebiet und die Anzahl der Arten widerspiegelt.
Was muss man bei der Vogelfütterung beachten?
Die Grundregeln der Hygiene sollten natürlich auch bei der Vogelfütterung beachtet werden. Die Futterstelle muss regelmäßig gesäubert werden, das Futterhaus sollte so konstruiert sein, dass der Kot nicht unter das Futter gelangen kann. Das Futter selbst soll nicht nass werden, sonst besteht die Gefahr, dass es schimmelt.
Welche Futterquellen eignen sich am besten?
Die, bei denen es in und um die Futterstelle herum sauber ist. Ansonsten können verdorbenes Futter und Kot Krankheitserreger verbreiten. Damit das nicht passiert, sind so genannte Spender gut, die vor Nässe und Verunreinigungen schützen. Die Futterquellen müssen wind- und wetterfest sowie ausreichend hoch angebracht werden, damit beispielsweise Katzen die Vögel nicht erreichen können.
Welches Futter mögen die Vögel denn am liebsten?
Die Vorlieben sind unterschiedlich. Amseln und Drosseln mögen Weichfutter, Rosinen, Haferflocken und Fallobst. Finken sind ausgesprochene Körner- und Samenfresser. Die geschickten Meisen, aber auch Spechte und Kleiber turnen gerne an Fettfutterblöcken und Meisenringen herum. Fettfutter kann man übrigens auch selbst herstellen: Einfach eine Körnermischung in eine erwärmte Rindertalg-Pflanzenfettmischung einrühren, abkühlen lassen und dann in geeignete Gefäße einfüllen – fertig ist die perfekte Futterglocke.
Natalie Dertinger
- Themen: