Alte Prachtbauten und moderne Glastürme

München - Fast genau an seinem 35. Geburtstag erstrahlt der Turm des Hypo-Hochhauses in Bogenhausen leuchtend grün. Die Lichtinstallation von Künstler Philipp Geist ist ein Beitrag zur „Langen Nacht der Architektur“, die am Freitag zum dritten Mal stattfindet.
Über architektonische Projekte wird in München gern leidenschaftlich gestritten. Soll man die Bauten erhalten, die ein Viertel schon lange prägen? Oder muss man auch mal mutig sein und neue Wege beschreiten? Hier scheiden sich die Geister häufig.
Irgendwie funktioniert es dann aber doch. In München gibt es moderne Glaskonstruktionen, einzigartige Fassaden, futuristische Dächer und altehrwürdige Bauten. 50 Werke der Baukunst sind bei der „Langen Nacht der Architektur“ dabei, bis auf das Sealife sind alle kostenlos zugänglich. Auf neun Busrouten und zwei Spazierstrecken in der Altstadt können die Münchner sie entdecken.
Die Hälfte der Bauwerke war bereits 2011 oder 2013 zu sehen, beispielsweise die Neuapostolische Kirche in Laim. Die anderen 25 sind neu hinzugekommen, darunter der Bayerische Landtag und (der Rohbau) des neuen Siemens Hauptquartiers. Einen Überblick kann man sich von der Skylounge im 20. Stock des Osram-Hochhauses verschaffen.
In der Nacht sehen die Bauten zudem anders aus als am Tag. Am Hypo-Tower wird der Künstler Philipp Geist eine Lichtinstallation unter dem Motto „Green Building“ inszenieren. Mit zehn Videoprojektoren wird die Fassade des denkmalgeschützten Hochhauses angestrahlt, Grün dominiert, Blüten öffnen sich, Pflanzen wachsen. Die Besucher können mitmachen und Begriffe zum Thema Nachhaltigkeit einsenden, Twitter-Hashtag #hvbtower. Geist wird daraus neue Kunstwerke schaffen, die dann die Fassade erleuchten. Geist hat 2014 bereits die Jesus-Statue in Rio de Janeiro illuminiert. „Da habe ich furchtbar gefroren. Ich hoffe, das wird am Freitag für die Münchner nicht so schlimm“, lacht er.
Der Hypotower wird generalsaniert, die HVB schreibt sich hier die Nachhaltigkeit auf die Fahnen. Nicht ganz einfach bei einem Gebäude mit Aluminiumfassade. Die Paneele werden daher vorsichtig abgenommen und wiederverwendet. Erhalt und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen, ist eine der Hauptaufgaben bei der Sanierung denkmalgeschützter Architektur. Stadtbaurätin Elisabeth Merk muss sich regelmäßig damit auseinandersetzen: „Wir müssen uns fragen, wie wir mit diesen Bauwerken von der Nachkriegsmoderne bis heute umgehen.“
Auch in München bedeutet Architektur weit mehr, als nur einem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden. Hinter der Außenhaut moderner Bauten verstecken sich oft ausgeklügelte Belüftungssysteme, bewegliche Fassadenteile sorgen für Tageslicht im Inneren. Ein optischer Clou ist oft auch ein technischer.
Bei der „Langen Nacht“ sind Architekten vor Ort und erklären die Ideen hinter den Bauten. Kostenlose Shuttlebusse fahren die Besucher umher. Zentraler Knotenpunkt der fünf Routen (beliebig kombinierbar) ist der Odeonsplatz, Ein- und Austeigen ist an jedem Haltepunkt möglich. Eröffnung ist um 18 Uhr im Ägyptischen Museum.