Als ob es die letzten dreißig Jahre nicht gegeben hätte

Zehn Minuten stehende Ovationen: Chick Coreas All-Stars-Band Return To Forever
von  Ssirus W. Pakzad
Gerade ist Armando Anthony Corea aus Chelsea, Massachusetts, siebzig geworden. Jetzt ist „Chick“ mit seiner Fusion-Band bei Tollwood aufgekreuzt.
Gerade ist Armando Anthony Corea aus Chelsea, Massachusetts, siebzig geworden. Jetzt ist „Chick“ mit seiner Fusion-Band bei Tollwood aufgekreuzt. © Dorothee Falke

Diese Unsitte aus der Rockmusik, alte Supergroups wiederzubeleben, hat im Jazz keine Tradition. Insofern war die Reformation von Return To Forever etwas Besonderes. Die ständige Wiederkehr steckt ja schon im Namen. Die Band, die nun bei Tollwood für ihre vierte Ausgabe Standing Ovations ernete, hat das Goldene Zeitalter der Fusionmusik entscheidend mitgeprägt - aber gilt das, was sich die Mitglieder damals musikalisch erschlossen, heute noch?

Eigentlich geht das gar nicht, was Keyboarder Chick Corea (70), Bassist Stanley Clarke (60), Schlagzeuger Lenny White (61) und die Neuzugänge, Geiger Jean-Luc Ponty (68) und das Küken an der Gitarre, Frank Gambale (52) da treiben. Vieles von dem, was aus den 70ern stammt, kann man heute so nicht mehr spielen. Die Klänge dieser Tage sind eben nicht zeitlos. Doch das kümmert die Herren nicht. Sie zelebrieren eine Musik, die sich zwischen Formstrenge und Verspieltheit nicht entscheiden mag, die in ihrem gelegentlichen Pomp und den instrumentalen Protzereien sogar etwas leicht Edel-Prolliges besitzt. Dennoch erliegt man auch als kritischer Betrachter dieser schieren Musikalität, dieser offensichtlichen Spielfreude, dieser umwerfenden Virtuosität des Quintetts und lässt dann irgendwann alle Bedenken sausen. Schon super, irgendwie.

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