Als Käfer eine Garage in einen Harem verwandelte

Seine erste große Party schmiss Gerd Käfer für einen Spezl. Ein Hochzeitsfest in einer Garage. Die Party wurde ein voller Erfolg - und er wollte schnell mehr. Sein Bruder Helmut kauft derweil Fisch und Feigen in Paris.
Kimberly Hoppe |
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Nach dem Tod seines Vaters übernahm Gerd Käfer die Gastronomie im Prinzregententheater. Er lässt sich für die Pausen ständig etwas Neues einfallen, erfindet das Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ein Renner.
dpa Nach dem Tod seines Vaters übernahm Gerd Käfer die Gastronomie im Prinzregententheater. Er lässt sich für die Pausen ständig etwas Neues einfallen, erfindet das Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ein Renner.

München - So richtig erfreut, um es vorsichtig auszudrücken, ist niemand, als Gerd Käfer wieder zurück ist. Zurück im Tante-Emma-Laden der Eltern in der Prinzregentenstraße. Papa Paul ist sauer auf ihn, weil er es gewagt hatte, ein Mädel zum Übernachten einzuladen. Mama Elsa hält Gerd für viel zu verschwenderisch. Und dann ist da noch Helmut, der drei Jahre jüngere Bruder. Durch den Krieg wuchsen die Buben getrennt auf, das Verhältnis war nie einfach. Und doch sollten sie gemeinsam die kulinarische Welt erobern.

Helmut hat eben sein BWL-Studium abgebrochen, um im Laden der Eltern zu arbeiten – und nicht, um unter der Leitung des Bruders zu buckeln. Die beiden geraten schnell und ständig aneinander. Gerade deshalb beflügeln sich die zwei Käfer aber auch. Gerd strotzt voller Tatendrang, will das Geschäft am liebsten täglich umbauen. „Gerd ist der umtriebigste Mensch, dem ich je in meinem Leben begegnet sind“, erzählt Helmut später. „Er ist sehr dominant, aber das hat mich nie gestört, weil ich es nicht bin.“

Dafür ist Helmut ein Essens-Experte (wenn er einen Fisch sieht, weiß er, vor wie vielen Stunden er gefangen wurde) und der perfekte Einkäufer, er fliegt dauernd in die Pariser Hallen, um Edel-Ware zu kaufen. Ein paar Kisten Seeteufel, ein paar Kisten Feigen.

Es ist 1957, die wenigsten Menschen wissen in Deutschland überhaupt, wie Feigen ausschauen. Während Helmut sich im Hintergrund hält und permanent beschäftigt ist, Export- und Import-Dokumente zu unterschreiben, tobt sich Gerd kreativ aus. Der Vater hat etwa zeitgleich die Gastronomie im Prinzregententheater übernommen, stirbt jedoch kurz darauf. Gerd ist mehr denn je gefordert. Er lässt sich für die Pausen ständig etwas Neues einfallen, erfindet das Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ein Renner. Die Portion kostet 3 Mark 50. Bald verkauft er pro Abend 400 Teller. Das Riesenumsatzplus macht sich schnell bemerkbar. Gerd gibt es sofort wieder aus, investiert, um zu inszenieren. Zur Faschingszeit schmeißt er Bälle im Prinze, immer mehr Menschen, Künstler, Prominente werden auf ihn aufmerksam.

Lesen Sie hier: Gerd Käfer: "Ein Leben wie auf dem Vulkan"

Die erste Party außerhalb des Theaters organisiert Gerd für einen Spezl. Ein Hochzeitsfest. Die Mittel sind überschaubar, die Location auch (eine Garage) – aber Gerds Einfallsreichtum ist grenzenlos. Die Waschbetondecke lässt er hinter zig Luftballons verschwinden, er besorgt Sitzkissen, Teppiche und baut einen orientalischen Harem nach. Die Uni ist gleich um die Ecke, also heuert er die schönsten Studentinnen als Bedienungen an. Bei der Sitzordnung achtet er darauf, dass nur Menschen nebeneinander sitzen, die sich auch mögen.

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Als Vorspeisen bietet er Fingerfood an, ein Begriff, den bis dahin niemand kennt. Aus seiner Zeit bei der Schwabinger Gisela kennt er tolle Musiker, die für ein gutes Essen den ganzen Abend spielen. Die Wände wackeln, die Gäste feiern. Dass es sich bei dem Ort in Wahrheit um eine Garage handelt, merkt keiner. In den frühen Morgenstunden schwärmen sie Gerd vor, was für ein unvergleichliches Fest das war. Und Käfer selbst? Der hatte Gaudi beim Durchführen – und ist jetzt richtig auf den Geschmack gekommen, Feste zu arrangieren. Mit allem Drumherum. Als Zeremonienmeister. „Das ist Lebensfreude pur!“, denkt er sich.

„Das ist mein Leben.“

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