Als das Tantris noch Nizzasalat servierte: Wie dort jetzt aus alten Menüs Kunst wird

Die Künstlerin Annette Sandner hat gemeinsam mit den Köchen des Schwabinger Luxusrestaurants auf 70er Jahre Speisekarten kulinarische Kunstwerke geschaffen. Sie heißen Culinary Timepieces und sind in limitierter Auflage erhältlich
von  Ruth Frömmer
So hat Benjamin Chmura den Nizzasalat interpretiert. Auf dieser Speisekarte stehen auch Hummercocktail und "Heringsfilet bonne femme".
So hat Benjamin Chmura den Nizzasalat interpretiert. Auf dieser Speisekarte stehen auch Hummercocktail und "Heringsfilet bonne femme". © Annette Sandner

München – Das Tantris ist der Geburtsort des deutschen Küchenwunders", sagt Annette Sandner. Eckart Witzigmann hat hier Meilensteine in Sachen Kochkunst gesetzt, Heinz Winkler stand am Herd und Hans Haas. Nun führt Benjamin Chmura das Traditionshaus ins neue Zeitalter - ohne die alten Meister aus dem Blick zu verlieren.

Im Tantris-Archiv sind noch alle Speisekarten seit den Anfängen verwahrt. Ein Blick darauf gleicht einem Ausflug in die Geschichte der deutschen Sterneküche. Wer würde heute darauf kommen, dass in den frühen Siebziger Jahren tatsächlich ein Nizzasalat auf der Karte stand – natürlich als "Salade niçoise".

So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot.
So dekorativ werden nicht alle Cocktails verschüttet. Der Old Fashioned macht sich jedoch bestens auf dem Tantris-Rot. © Annette Sandner

Einige Gerichte stehen wieder auf der Speisekarte

Der jetzige Küchenchef Benjamin Chmura hat die alten Tantris-Gerichte zusammen mit seinem Chef Pâtissier Maxime Rebmann und Bar Chef Jörg Krause noch einmal zubereitet, angerichtet und in die Jetzt-Zeit übersetzt: den erwähnten Nizzasalat zum Beispiel oder den Cocktail Old Fashioned. "Caneton au poivre vert", eine Ente mit grünem Pfeffer oder "Saumon en Croûte", ein Lachs im Blätterteigmantel, stehen aktuell sogar auf der Tantris-Speisekarte.

Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen.
Die Ente mit grünem Pfeffer war Teil des Silvestermenüs des Jahres 1972 im Tantris. Zur Vorspeise gab's damals Kaviar, Fasanenkraftbrühe, Trüffel mit Gänseleber, Seezunge - und dazu natürlich jede Menge Weinempfehlungen. © Annette Sandner

Annette Sandner ist in einem Gastronomiebetrieb aufgewachsen und hat sich als Fotografin auf kulinarische Themen spezialisiert. Schon vor ein paar Jahren hat sie begonnen, sich durch historische Speisekarten bis ins 19. Jahrhundert zurück zu stöbern und gemeinsam mit den Köchen Franz-Josef Unterlechner und Sascha Kemmerer Kunstwerke geschaffen, die die alten Blätter mit echten Gerichten in Szene setzen.

Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen.
Annette Sandner ist in einem Gastronomie-Betrieb aufgewachsen. Heute ist sie als Fotografin spezialisiert auf kulinarische Themen. © Annette Sandner

Die historischen Menüs dienen als Teller

"Culinary Timepieces" nennt Sandner ihre Werke, die man sich in Küche oder Esszimmer hängen kann. Die Auszüge aus den Speisekarten bilden den Untergrund, auf dem die Gerichte mal penibel genau, mal etwas dynamischer angerichtet werden. Nun ist die Tantris-Edition dazugekommen und Sandner schöpft aus einem Fundus von über 50 Jahren Sterneküchen-Geschichte. Insgesamt sieben unterschiedliche Motive sind entstanden. Alle mit Tantris-Speisekarten aus den Siebziger Jahren.

Die Werke sind als limitierte Drucke auf Hahnemühle Photo Rag Papier, holzgerahmt mit Passepartout erhältlich. Sie kosten - je nach Größe - zwischen 590 und 2500 Euro.


Alle Motive und Informationen: www.culinarytimepieces.de

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