Alpenland trifft Hochhaus

Hier erzählen Leute von ihrem Wochenende: Heute ist das Armin Stegbauer, der seine Torten vorführt und gern feiern geht
von  Laura Kaufmann
Der Tortenguru in seinem Neuen Kubitscheck: Diesen Samstag lohnt sich ein Besuch hier besonders.
Der Tortenguru in seinem Neuen Kubitscheck: Diesen Samstag lohnt sich ein Besuch hier besonders. © Petra Schramek

Der 48-Jährige betreibt das Café Kubitscheck und das Neue Kubitscheck im Westend. Er ist Spezialist für extravagante Torten

Von Armin Stegbauer

Am Samstag mache ich mich erstmal auf den Weg in mein Café Kubitscheck in der Waldfriedhofstraße, esse ein Bauernfrühstück und trinke ein Gläschen Prosecco mit unseren Kochkurs-Teilnehmern. Nach dem Kurs geht’s ins Neue Kubitscheck in der Gollierstraße. Wir sind dieses Wochenende beim Open Westend dabei – quasi ein Tag der offenen Tür der Ateliers und eine Stadtteilfeier.

Andere Künstler arbeiten mit Stoff oder Gold, wir sind mit Torten kreativ. Bei uns im Café führt eine Konditorin vor, wie sie arbeitet. Wir machen abgedrehte Objekte: Von der Dönerspießtorte für ein Pärchen, das sich in einer Dönerbude kennen gelernt hat, bis zur Torte mit Schwammerlwuchs obendrauf.

Für mich ist das Westend ein urbanes Viertel, nicht so abgeschleckt. Und hier läuft die Zeit langsamer als anderswo.

Samstagabend steigt in der Kongresshalle an der Theresienhöhe die Sinners Party. Motto: Circus of Sin. Das sind immer riesige Events mit Bühnenshow und allem drum und dran, die größten Schwulenpartys der Stadt. Vielleicht gehe ich vorher noch was essen. Ich mag Kontraste: Mal die moderne alpenländische Küche vom Broeding in der Schulstraße oder zum Isargold, sich von Martin Baudrexel bekochen lassen. Und dann wieder nachts um drei bei Finespitz in der Müllerstraße stehen, mit den Leuten ratschen und ein Hot Dog essen, die karamellisierten Zwiebeln da drauf sind so geil.

In der Goldenen Bar bin ich gern auf einen Drink. Und an richtig schönen Tagen schnappe ich mir meinen Laptop und erledige meinen Bürokram im München 72 Park im Olympiapark. Die Arbeit ist dann zwar immer noch zum Kotzen – aber immerhin liege ich dabei in einer Hollywoodschaukel.

Am Sonntag geht’s zum Gay Tea Dance. Die Musik ist cool, das Café am Hochhaus ist ein Lokal, das gewachsen ist, nicht konzipiert. Für mich ist es wie ein Wohnzimmer. Den Mikrokosmos sieht man vor dem Klo, da stehen aufgescheuchte Hühner und gestandene Nachtgastronomen mit Bier in der Hand beieinander und debattieren. Das Herr Hotter im Bunker in der Hotterstraße ist auch ein cooler Club, schade, dass der nur temporär ist.

Solche Sachen müsste es viel mehr geben in München, da ist mir die Stadt zu glatt. Vielen, die etwas Besonderes auf die Beine stellen wollen, werden unnötig Steine in den Weg gelegt.

Ich gehe auch gern ins Harry Klein, mittwochs zum schwulen Abend Garry Klein, aber nicht nur. Ich muss nicht immer schwul weggehen. Früher haben dich die Leute in Schubladen gesteckt, heute erledigt man das selbst. Kennen lernen funktioniert heute viel über Internet, da braucht es diese strikte Trennung nicht mehr. Und in einer weltoffenen Stadt wie München schon gar nicht.

Da kann sich der ein- oder andere Hetero-Mann am Tresen auch über ein Kompliment von einem Schwulen freuen.

 

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