Alles neu macht der Marx
MÜNCHEN - Gerade erst hat er sein neues Amt angetreten – schon krempelt der Münchner Erzbischof Reinhard Marx das Bistum um. Hintergrund ist der eklatante Priestermangel.
Kernpunkt der Radikalkur: Angesichts des Priestermangels sollen mehr Pfarrgemeinden zusammengelegt werden als bisher geplant. Jeder dieser Verbände und jede Pfarrei soll außerdem einen eigenen Priester erhalten. In Ausnahmesituationen war es bisher auch möglich, dass Laien eine Pfarrei leiten. In 25 Fällen hatten Diakone oder Pastoralreferenten Teile der Pfarrerrolle übernommen. Die Laien durften allerdings keine Sakramente spenden und Eucharistie- Feiern abhalten – nur Wortgottesdienste. „Sie sollen jetzt zeitnah durch Priester ersetzt werden“, kündigte Bistumssprecher Winfried Röhmel an.
Manche Laien sehen in diesen Reformen eine Klerikalisierung der Pfarrarbeit – sie fühlen sich in den Hintergrund gedrängt. Doch im Bistum will man von dieser Kritik nichts wissen: „Die werden nicht degradiert, sondern weiter voll eingesetzt“, versichert Röhmel.
"Der Bischof tut dem Klima gut"
Schon jetzt gibt es einen ausgewachsenen Priestermangel im Bistum. Wie soll es also funktionieren, dass jede Pfarr- Einheit künftig ihren eigenen Pfarrer bekommen? „Es muss ein solches Klima entstehen, dass wir wieder mehr Priester bekommen“, sagt Röhmel. Und ist sicher: „Auch der Erzbischof Marx tut dem Klima gut. Er ist in der Lage, Menschen anzusprechen!“
Derzeit gibt es 752 Pfarreien in der Diözese. Bereits jetzt umfassen 141 Pfarrgemeinschaften weit mehr als die Hälfte aller Einzelpfarreien. Langfristig soll es 300 solcher Verbände geben. Im Einzelfall ist dann ein Priester für bis zu 10 000 Menschen zuständig!
Trotzdem schwört Marx seine Glaubensgenossen auf Zuversicht ein: „Es besteht überhaupt überhaupt kein Anlass für ein ,larmoyantes Beschwören eines Untergangsszenarios’“. Passend dazu ist an diesem Wochenende im Bistum auch erst einmal Feiern angesagt. Hunderte von jungen Leuten werden am Samstagabend in der Frauenkirche die „Lange Nacht des Gebets“ zelebrieren. Von 17 bis 24 Uhr stehen dort Gottesdienst, Gebet, Meditation und Gespräch auf dem Programm.
Am Sonntag dann wird Erzbischof Marx in Freising willkommen geheißen – rund zehn Wochen nach seiner Amtseinführung. Der festliche Empfang wird dem barocken Bischof bestimmt gefallen: Mit einer Pferdekutsche geht’s auf den Freisinger Domberg. Und Musikkapellen und Vereine begleiten den Festzug.