Allein gegen die Armee

Wenn ich mich erholen will, gehe ich ins Botanikum, das ist ein Kunstprojekt in einem alten Gewächshaus in Moosach. Da haben viele Künstler ihre Galerien, auch eine gute Freundin von mir, die Kerstin Springfeld. Wenn ich gestresst bin, besuche ich sie. Das ist nämlich wie eine Oase dort, viele Orchideen – wirklich sehr hübsch
Ich male und zeichne selbst recht gerne, am liebsten schwarz-weiß mit Kohle. Ich bin deshalb viel in Künstlerkreisen unterwegs. Keine großen Namen, aber eine andere Künstler-Freundin von mir, die Annie Schmidt, die gehört einer Gruppe internationaler Künstler an, die nennen sich „Messy Fingers”. Die planen viele Ausstellungen gemeinsam. Jeden dritten Sonntag im Monat öffnen sie ihr Atelier in der Ernst-Platz-Straße in Moosach für Besucher.
Ich pendele gerade zwischen Murnau und München hin und her. Jetzt fragt man sich natürlich: Was verschlägt einen englischen Rockstar nach Murnau? Um es kurz zu machen: Es ist schon einige Jahre her, ich hatte gerade eine Scheidung hinter mir, da wollte ich nur noch weg. Ich war schon auf dem Weg nach Australien, habe aber noch einen Zwischenstopp bei meiner Schwester in Murnau gemacht. Sie ist zwar neun Jahre jünger als ich, aber an meinem Geburtstag geboren. Wir sind wie Zwillinge. Sie hat gemerkt, dass es mir nicht gut geht und mich deshalb da behalten.
In Murnau habe ich meine Liebe zum Wandern entdeckt. Der Heimgarten – wenn man da oben ist, weiß man, warum man da hochgestiegen ist. Das ist einfach ein wundervoller Ort. In München gehe ich bei gutem Wetter gerne schwimmen im Ungererbad und verbrenne mir da meine blasse irische Haut.
Sehr gerne mag ich auch den Viktualienmarkt. Das klingt jetzt so nach Touristenwerbung. Aber ich koche gerne, vor allem Thai und Indisch, und auf dem Viktualienmarkt, auch wenn es nicht ganz billig ist, bekommt man einfach alles. Einer meiner liebsten Läden war der Schwammerlstand, der Ende vergangenen Jahres abgebrannt ist. Als ich das erfahren habe, hat mir das den Tag ruiniert. Da war es allein schon schön, einfach nur drin zu stehen und sich umzuschauen. Aber ich glaube, die kommen bald wieder und machen was Neues auf – hoffentlich.
Am Viktualienmarkt gibt es auch ein englisches Teehaus, das Victorian House. Da gehe ich ab und zu hin, bestelle mir Scones mit Clotted Cream und Erdbeeren und schaue den anderen Engländern zu, wie sie Beans on Toast essen.
Ansonsten kenne ich viele Lokale von meinen Auftritten her. Ich war mal im Kilians, dem Irish Pub am Dom, das war ein absoluter Härtetest. Es war knallvoll, ein ganzer Trupp britischer Soldaten war da. Und dann ich mit meinen langen Haaren. Aber ich habe angefangen zu spielen – und es war sofort ruhig.
Ich habe auch mal in der Bank in der Müllerstraße gespielt oder im Potting Shed in der Occamstraße. Das sind beides ziemlich abgefahrene Lokale. Aber irgendwie hat sich die Musikszene verändert. Wenn du in den Kneipen spielst und davon leben kannst, ist das toll. Aber es gibt kaum mehr Live-Musik. Man darf nirgendwo mehr spielen, weil es zu laut ist. Dieses Problem kenne ich von anderen Städten schon auch, aber München ist extrem. Dabei gäbe es so viele schöne Plätze, wo man gut spielen könnte, zum Beispiel das Heppel & Ettlich in der Feilitzschstraße. Die haben eine hübsche kleine Bühne, aber man darf dort nicht spielen.
Vielleicht muss man sich aber auch einfach mit dem begnügen, was man hat. Ich singe das ja selbst in meinem Lied „The Loft In My Head”. Da heißt eine der letzten Zeilen: I look at the good things / all the things, that I got / I don’t waste a moment / on the things, I have not. Protokoll: Florian Zick
Laurie Jones kann man auch für Live-Auftritte buchen: Tel. 0174 / 615 39 35 oder per Mail an strictly-demos@gmx.de