Alle neun Minuten ein Verkehrsunfall in München

Die Münchner Polizei hat den Verkehrsbericht für das Jahr 2016 vorgestellt. Insgesamt gingen die Unfälle zurück, doch vor allem Rasereien und Unfälle mit Fußgängern nahmen zu.
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Alle 84 Minuten kommt auf Münchens Straßen ein Mensch zu Schaden.
dpa/AZ Alle 84 Minuten kommt auf Münchens Straßen ein Mensch zu Schaden.

München - Die Polizei zieht Bilanz. Nach der allgemeinen Kriminalitätsstatistik wurde nun der Verkehrsbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Das Ergebnis generell ist erfreulich. Doch es gibt auch Brennpunkte. Die AZ zeigt, wo es wie gekracht hat.

Sowohl die Zahl der Einwohner als auch die Kfz-Zulassungen haben im Ballungsraum München im letzten Jahr erneut zugenommen, trotzdem ist die Verkehrssicherheit in Stadt und Landkreis hoch geblieben. So liegt die Häufigkeitszahl der Verletzten je 100.000 Einwohner bei 424 und damit auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2010.

Für das Polizeipräsidium München lässt sich die Unfallbilanz des Jahres 2016 auf folgende Kernaussagen zusammenfassen:

  • Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich sank gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent auf 54.739.
  • Bei den Verletzten ist ein Rückgang um 2,3 Prozent auf 7.634 zu verzeichnen, die Anzahl der Schwerverletzten reduzierte sich um 4,0 Prozent auf 691.
  • Bei Unfällen mit tödlichem Ausgang starben 19 Menschen – zwei weniger als im Vorjahr. Ein historischer Tiefststand.
  • Die durch nicht angepasste sowie überhöhte Geschwindigkeit verursachten Unfälle stiegen um 21,1 Prozent auf 523 Verkehrsunfälle.
  • Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Alkohol gingen um 12,4 Prozent zurück.
  • Bei den Unfällen mit Radfahrern gab es einen leichten Rückgang um 1,9 Prozent auf 2.926. Die Anzahl der verletzten Radfahrer reduzierte sich auf 2.621 (- 1,4 Prozent).
  • Fußgängerunfälle nahmen um 5,1 Prozent auf 983 zu.
  • Mehr als zwei Drittel (68,5 Prozent) der Getöteten gehören zur Gruppe der "ungeschützten Verkehrsteilnehmer" wie Radfahrer und Fußgänger. Bei den schwer Verunglückten (getötete und schwerverletzte Menschen) betrug der Anteil noch  64,1 Prozent.
  • Die Unfälle mit Beteiligung von Senioren gingen leicht um 2,1Prozent auf 4.138 Verkehrsunfälle zurück. Allerdings waren 9 der 19 getöteten Verkehrsteilnehmer Senioren.
  • Die Unfallfluchten gingen ebenfalls leicht zurück. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 252 diesbezügliche Anzeigen (oder 1,9 Prozent) weniger erstattet. Trotzdem entfernt sich fast jeder Vierte unerlaubt vom Unfallort.

Statistisch gesehen ereignete sich alle neun Minuten ein Verkehrsunfall. Alle 85 Minuten kam bei einem Unfall ein Mensch zu Schaden, alle 13 Stunden verunglückte ein Mensch bei einem Verkehrsunfall schwer und etwa alle zweieinhalb Wochen starb ein Mensch auf Münchens Straßen.

Bei den Toten handelt es sich um neun Fußgänger, vier Radfahrer, zwei Fahrer von motorisierten Zweirädern und vier Pkw-Insassen. Drei Menschen starben, weil Lkw-Fahrer beim Abbiegen den toten Winkel nicht im Blick hatten.

Ablenkung im Straßenverkehr durch Handys

Die Polizei muss sich immer öfter mit Unfällen befassen, bei denen Ablenkung durch das Smartphone und Kopfhörer eine Rolle spielt. Zwar gibt es laut Polizei keine belastbaren Zahlen, sie schätzt aber, dass bei einem Drittel aller Unfälle das Smartphone im Spiel war.

Erfreulich ist, dass die Unfälle mit Radlern leicht zurückgegangen sind (-1,9 Prozent). Am konfliktträchtigsten sind aber nach wie vor Abbiegevorgänge, hier kommt es oft zu Zusammenstößen. Radler verursachen Unfälle, weil sie in der falschen Richtung unterwegs sind.

Mehr Unfälle mit Fußgängern

Gestiegen ist hingegen die Unfallzahl mit Fußgängern (+5,1Prozent), dadurch gab es auch mehr Verletzte (809). Wenn Fußgänger die Unfälle selbst verursachten, dann meist, weil sie die Straßen unsachgemäß überquerten oder rote Ampeln missachteten.

Stark angestiegen sind Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit. Diese stiegen um mehr als 20 Prozent! Dabei wurden mehr Personen verletzt (331) und mehr schwer verletzt (60). Sieben Menschen (und damit mehr als ein Drittel) starben, weil Autofahrer zu schnell unterwegs waren.

Unfallflucht ist eine Straftat

Nach wie vor hoch ist die Zahl der angezeigten Unfallfluchten, die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. 13.222 Fälle wurden 2016 angezeigt, das sind 1,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 20 Personen wurden bei Unfallfluchten verletzt, das sind 20 mehr als 2015.

In der Gesamtschau halten Unfallluchten immer noch einen Anteil von einem knappen Viertel am Unfallgeschehen. Die Polizei warnt in diesem Zusammenhang: Das unerlaubte Entfernen vom Unfallort, und wenn es auch "nur" ein Blechschaden ist, ist eine Straftat.

Generell gilt, so sagte es Polizeivizepräsident Werner Feiler: "Obacht geben. Die Teilnahme am Straßenverkehr fordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahmen". Und eben zwischen allen: Fußgängern, Radlern und Autofahrern.

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