Alle gaffen, einer hilft! Jogger rettet Mann aus Isar

Oliver K. sieht, wie ein 39-Jähriger ins Wasser geht und rettet ihn – währenddessen schauen andere Passanten einfach nur zu. Das Opfer kommt stark unterkühlt ins Krankenhaus
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Das Opfer wird in einer Spezialtrage nach oben transportiert.
Feuerwehr Das Opfer wird in einer Spezialtrage nach oben transportiert.

MÜNCHEN - Oliver K. sieht, wie ein 39-Jähriger ins Wasser geht und rettet ihn – währenddessen schauen andere Passanten einfach nur zu. Das Opfer kommt stark unterkühlt ins Krankenhaus

Die anderen gafften bloß. Sie sahen zu, wie der Mann nahe der Maximiliansbrücke im hüfthohen Isarwasser stand. Voll bekleidet. Bibbernd. Ein Glück, dass Oliver K. (35) vorbeijoggte. Er schaltete sofort: „Der Mann ist unterkühlt. Der muss da raus.“ Schon von Weitem habe man sehen können, wie er am ganzen Körper zitterte. Doch die Reaktion der Passanten: gleich Null. Auf Nachfrage bekam Oliver K. bloß zu hören: „Wir beobachten den schon die ganze Zeit.“ Und als er fragte, ob denn niemand ein Handy dabei habe, war sich einer der Gaffer nicht zu blöd, zu antworten: „Ich bin überhaupt nicht von hier.“

Oliver K., von Beruf Trainer für Vertrieb, Kommunikation und Verhalten, zögerte bei dem Vorfall am Samstagmittag nicht lange. Er kletterte über eine festinstallierte Leiter vom Hochufer hinunter zur Isar. Vom Kiesbett aus rief er nach dem Mann, der trotzdem immer weiter ins Wasser hineinging, sich treiben ließ und mehrfach untertauchte. „Es sah so aus, als ob er sich etwas antun wollte“, sagt Oliver K. am Tag danach.

Mit einer Spezialtrage wurde der Verletzte ans Hochufer gehievt

Irgendwann reagierte der Fremde in der Isar auf das Rufen. „Komm hierher, hier ist es warm. Ich helfe Dir“, schrie Oliver K. ihm zu. Der schon völlig geschwächte Mann kam ein Stück heran. Aus eigener Kraft schaffte er es nicht mehr ans sichere Ufer. Doch sein Helfer ging im flachen Wasser ein Stück auf ihn zu – und zog ihn an Land. „Er hat so gezittert, dass er nicht sprechen konnte“, erzählt Schutzengel Oliver K. Mit einer Jacke und einer alten Rettungsfolie versuchte er, den völlig durchnässten und schlotternden Mann zu wärmen. Ein anderer Passant war zwischenzeitlich nachgekommen und half dabei.

Noch bevor das Notarzteinsatzteam kam, war Oliver K. schon wieder weg. Er hält nicht viel von Belobigungen. „Ich bin ja nicht todesmutig in die Isar gesprungen.“ Trotzdem attestiert ihm die Feuerwehr ein absolut „lobenswertes Verhalten.“

Bei dem Mann aus der Isar handelte es sich um einen 39-Jährigen. Warum er im Wasser war und ob er wirklich Selbstmordabsichten hatte, weiß niemand. Gebettet in eine Spezialtrage musste der unterkühlte Patient mit einer Drehleiter ans Hochufer gehoben werden. Da wurde den Gaffern noch richtig was geboten.

Julia Lenders

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