Alfons Schuhbeck: Das taugt die Fonse-Diät
Jetzt veröffentlicht auch Starkoch Alfons Schuhbeck ein Abnehm-Buch mit Tipps und Rezepten. Das Ziel: In sechs Monaten sollen sechs Kilo runter – mit gutem Essen. Die AZ macht den Alltags-Check.
MÜNCHEN - Jetzt also auch noch der Fonse. Gemeinsam mit den beiden Experten Michael Adolph und Marc Martignoni hat Star-Koch Alfons Schuhbeck ein Abnehm-Buch geschrieben, es heißt sinnigerweise „Die Schuhbeck-Diät“. Nun ist der Namensgeber allerdings ein findiger Geschäftsmann und nicht unbedingt dafür bekannt, mit seinem Nachnamen zu Werbezwecken allzu wählerisch zu sein. Und Diäten, die nichts taugen, gibt es schon mehr als genug. Die AZ checkt Schuhbecks Buch.
DIE PHILOSOPHIE
Die Autoren haben den Begriff der „Energiequalität“ eingeführt, die Idee dahinter lautet: Lebensmittel nicht nur nach dem bloßen Kaloriengehalt zu bewerten, sondern auch maßgeblich nach deren Natürlichkeit und Nährstoffgehalt. Und etwa festzustellen, dass 60 Gramm Currywurst mit Soße den gleichen Brennwert wie 200 Gramm Kalbsschnitzel mit Gemüse haben – letzteres Gericht aber eine Vielzahl an Nährstoffen liefert. Die Botschaft lautet: Mensch, wähle bewusst und tu dir mit deinem Essen etwas Gutes – ausgewogen, mit viel Gemüse, guten Fetten, dem notwendigen Eiweiß und maßvollen, hochwertigen Kohlenhydraten. Das Ernährungsbewusstsein wird sehr anschaulich geschult, auf Verbote wird verzichtet. Zeitgemäß: Vor irreführender Fett-Angst wird gewarnt, genauso wie vor Light-Getränken aus dem Chemielabor.
DAS ZIEL
Mit der Schuhbeck-Diät sollen sechs Kilo in sechs Monaten runter. Das ist vernünftig, weil maßvoll: Nur langfristige Ernährungsumstellungen helfen wirklich, langfristig Gewicht zu verlieren. In einem Kapitel wird erklärt: „Warum sind Diäten Unsinn?“ Schuhbecks Ansatz hat zwar mit kurzfristigen Extremen wie zwei Wochen Kohlsuppe nichts zu tun – sein Buch wirbt aber selbst mit dem Reizwort „Diät“.
DIE UMSETZUNG
Im Buch wird nachvollziehbar erklärt, was der Körper wirklich braucht, wie Energie im Stoffwechsel entsteht und warum das Hormon Insulin in diesem Prozess entscheidend ist. Dazu gibt es viele praktische Tipps für den Einkauf mit passenden Gemüse- und Obstsorten, den richtigen Quellen für Eiweiß und Fett und empfehlenswerten Beilagen – appetitlich und nachvollziehbar. Dann folgen Koch-Tipps. Schuhbeck ist wichtig: Gesunde Ernährung muss – und darf – nicht fad sein. Kreativer Gewürzeinsatz gehört dazu.
DIE REZEPTE
Angefangen beim Frühstück, über Suppen, kalte Gerichte, Hauptgerichte und Desserts deckt das Buch alle Notwendigkeiten ab. Und offenbart hier eine Schwäche in Sachen Alltagstauglichkeit: Die Gerichte sind professionell inszeniert und machen allesamt Appetit, sind aber manchmal zu verspielt, um mal eben von weniger ambitionierten Köchen und Köchinnen nachgemacht zu werden. Dass Schuhbeck dezent auf Gewürze seiner Hausmarke hinweist, fällt auf, stört aber wenig. Clever: Bei jedem Gericht gibt es Varianten für die Zeit nach der Abnehm-Phase, wenn das Gewicht gehalten werden soll.
DAS FAZIT
Der theoretische Teil der Schuhbeck-Diät ist ein Lehrstück, was zeitgemäße Ernährung betrifft. Weil er anregt, nachzudenken, was wir eigentlich zu uns nehmen – und einen Weg zeigt, wie man gesünder, nährstoffreicher und damit fitter leben kann. Die Rezepte im Buch richten sich allerdings eindeutig an Menschen mit Zeit und Muße für das Einkaufen und Kochen, wohl auch mit einem etwas besser gefüllten Geldbeutel. Die kleinen Alltagstipps für Menschen, die nicht alle Kategorien erfüllen, fehlen. Und auch das wird nicht jedem gefallen: Dass Schuhbeck die Illusion raubt, mal eben zehn Kilo gesund abnehmen zu können. Auch wenn „Diät“ auf dem Titel steht.
AZ-Sportredakteur Julian Galinski ist ausgebildeter Fitnesstrainer und Ernährungsexperten.
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