Alex Burkhard: Das Schluchzen hinterm Lachen
München - Man sollte dieses Buch wirklich lesen, denn man kann darin sehr viel über sich selbst finden, wenn man das zulässt. Wenn man will, kann man aber auch einfach nur die feine Sprache bewundern und ein bisschen lachen über den armen Trottel in den Geschichten, den man aber sehr charmant findet.
Hat das ein bisschen wehgetan beim Lesen? Gut, das war nämlich auch der Sinn der Sache. Denn dieses „man“ ist eine der eigentlich kleinen aber doch großen Lebensbeobachtungen, die der 28-jährige Alex Burkhard gemacht hat: dass es viele Menschen nicht ertragen, von sich selbst in der ersten Person zu sprechen.
Der Münchner Buchautor, Lesebühnen-Leser und Slampoet (dreifacher Münchner Stadtmeister) dagegen tut das in seinen Texten immer. Das lyrische Ich ist einer dieser so zauberhaften über das normale Leben staunenden und immer wieder auch darüber stolpernden Menschen, dass man lieber gar nicht fragt, wie viel denn nun von Burkhard in der Figur genau drinsteckt.
Er versucht, in der Wildnis zu leben – und scheitert am Gemüsebeet
Und im Grunde ist es ja auch egal: Die Geschichten sind traurigschön. Hinter dem Lachen sitzt ganz nah auch immer ein kleines Schluchzen, weil sich alles tragikomisch vertraut anfühlt. Sie handeln von einem Münchner Autor, der versucht, ein romantisiertes Bild von einem Leben in der Wildnis in die Realität zu übertragen – und schon am Gemüsebeet scheitert. Der an der gepflegten Unverbindlichkeit der Menschen verzweifelt – denn natürlich könnte seine Angebetete Tausende Männer finden, die größer sind als er. Der davon ausgeht, dass sein Hund Ibsen während seiner Abwesenheit seine Hundefreundinnen in der gemeinsamen Wohnung empfängt, die ihm eigentlich viel zu groß ist – und diese Wohnung in dieser Erzählung steht natürlich auch für mehr als nur eine Wohnung.
Unter anderem nämlich für das Hineinwachsen in neue Situationen. In seinem Solo-Programm „Und was kann man später mal damit machen?“ hat sich der Skandinavist mit Hilfe des nordischen Gottvaters Odin gerade erarbeitet, dass das eine Möglichkeit wäre – im echten Leben ist er schon wirklich so weit, dass er vom Schreiben leben kann.
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Zumindest zur Hälfte von Auftritten und zur Hälfte von Schreibworkshops, die er gibt – mit der Hoffnung, dass es immer mehr Schreiben wird. Denn anders kann er ja ohnehin nicht, nicht einmal im Urlaub: „Das Leben passiert ja immer“, sagt Alex Burkhard, und um das innere Drängen nach der Verwendung geht es auch in der titelgebenden Geschichte seines neuen Buches „Benutz es!“ Zum Glück gibt es einen Entschleuniger: den bereits erwähnten Hund Ibsen (so benannt, weil er als Welpe eine Gesichtsbehaarung hatte, die an den norwegischen Dramatiker Henrik Ibsen erinnerte). „Mit dem muss ich ja immer raus und bekomme so ab und zu den Kopf frei“, sagt Burkhard.
Aber auch dabei, siehe „Benutz es!“, entstehen immer wieder Geschichten. Man ist froh darüber.
Am Montag liest Alex Burkhard in der Autorenbuchhandlung / Wilhelmstraße 41. / 19.30 Uhr. / Eintritt: 7 Euro. / Anmeldung: info@autorenbuchhandlung.de
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