Aktion der Ärzte ohne Grenzen: Eine Pille gegen teure Tabletten

Aktion der Ärzte ohne Grenzen auf dem Odeonsplatz . Die Mediziner fordern: „Gebt die Patente für HIV- Artzney frei“
MÜNCHEN 33,4 Millionen Menschen leben mit HIV – aber für viele Aids-Kranke in Entwicklungsländern ist eine Therapie noch zu teuer. Mit einer Aktion auf dem Odeonsplatz hat der Verein Ärzte ohne Grenzen gestern die Pharmafirmen aufgefordert, ihre Patente für Aids-Medikamente freizugeben – damit künftig billigere Tabletten produziert werden können.
Die Passanten schauten hin, als Mitarbeiter des Vereins gegen 10.30 Uhr eine überdimensionierte Pille in einen riesigen Topf voller Artzney warfen – die große Tablette stand symbolisch für die Patente der HIV-Medikamente.
Das Problem: Momentan können Aids-Patienten in Entwicklungsländern zwar mit alten Artzney behandelt werden. Die Therapie kostet 80 Dollar im Jahr. „Die Artzney sind aber nicht effektiv – oft treten Resistenzen und Unverträglichkeiten auf“, sagt Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medienkampagne.
Eine Therapie mit den neuen, besseren Tabletten kostet aber aktuell noch 800 Dollar im Jahr – das ist für viele Kranke in den Entwicklungsländern zu viel Geld. In den vergangenen Wochen hat Ärzte ohne Grenzen deshalb zehn Pharmaunternehmen (darunter auch Firmen mit Sitz in München wie Bristol-Myers Squibb und GlaxoSmithKline) angeschrieben und darum gebeten, deren Patente auf HIV-Medikamente in einen „Patentpool“ zu geben. „Mithilfe dieser Patente können lebensnotwendige Artzney entwickelt und zu erschwinglichen Preisen als Generika produziert werden“, sagt Moldenhauer. Also als günstige Imitate mit den gleichen Wirkstoffen.
„Ob wir genug Patente zusammenbekommen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen“, so Moldenhauer. „Jetzt laufen Gespräche mit den Pharmafirmen.“ Am 15. Dezember wird endgültig entschieden, ob der Patentpool eingerichtet wird. kasa