Airport-Chef kann Münchner Stadträte nicht beruhigen: "Flughafen München ist im Sinkflug"

München — Am Münchner Flughafen kam es am Tag der Deutschen Einheit vor einer Woche zu langen Warteschlangen. Bis weit vor das Terminal haben sie gereicht. Hunderte Menschen verpassten deshalb sogar ihren Flug.
Die CSU im Münchner Stadtrat hat deshalb Flughafenchef Jost Lammers in den Wirtschaftsausschuss zitiert und um eine Stellungnahme gebeten. Seine Begründung für das Chaos: An der zentralen Sicherheitskontrollstelle im Terminal 2 wird gerade umgebaut. Deshalb stünden etwa zehn Prozent weniger Kapazitäten zur Verfügung.
Was laut Flughafen zum Flughafen-Chaos führte
Weitere zehn Prozent weniger Kapazität haben sich laut Lammers durch neue Regelungen für Flüssigkeiten ergeben. Denn diese führten zu einem erhöhten "Nachkontrollbedarf".
Außerdem sei der "enorme und fast zeitgleiche Passagierzustrom" nicht korrekt prognostiziert worden. Viele Fluggäste seien mit mehr Handgepäck und deutlich früher als üblich am Flughafen angekommen – nämlich zum Teil mehr als vier bis acht Stunden vor Abflug.
Außerdem fuhr die S8 wegen Bauarbeiten nicht regelmäßig. Dies hatte laut Flughafen zusätzlich zur Folge, dass große Gruppen – bis zu 1500 Passagiere auf einmal – gleichzeitig am Flughafen angekommen sind.
Überhaupt nicht zufrieden mit diesen Antworten zeigt sich CSU-Chef Manuel Pretzl. Er sagt: "Wir haben Herrn Lammers in den Ausschuss eingeladen, um ihm Gelegenheit zu geben, sein Lösungskonzept vorzustellen. Leider ist er den Erwartungen nicht gerecht geworden."
Er habe keine schlüssigen Zukunftskonzepte vorgeschlagen. Pretzl fordert nun, dass sich der Aufsichtsrat "intensiv" damit beschäftigt.
Pretzl nennt das Chaos am Münchner Flughafen zudem "äußerst peinlich für die Landeshauptstadt" und er erinnert daran, dass der 3. Oktober nicht der erste Tag gewesen sei, an dem es zu Verspätungen gekommen sei.
Das Fazit des CSU-Chefs lautet jedenfalls: "Der Flughafen befindet sich im Sinkflug, was seine Performance und seinen Ruf betrifft."
"Kann nicht sein": Die FDP ist sauer auf den Flughafen
Ähnlich unzufrieden äußert sich Fritz Roth, der Sprecher für Mobilität in der FDP-Fraktion: "Es kann nicht sein, dass das Oktoberfest, ein langes Wochenende und kurzfristig gebuchte Flüge den Flughafen derart in die Knie zwingen, wie es Anfang Oktober geschehen ist."
Das Flughafenmanagement müsse anfangen zu liefern: "Die Gepäckausgabe dauert immer noch zu lange, die Wartezeiten sind auch in 'normalen' Stoßzeiten an der Sicherheitskontrolle zu hoch."
Die Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften müsse besser werden, um die Kapazitäten besser steuern zu können, fordert der FDPler. Außerdem schlägt er eine digitale Anzeige der voraussichtlichen Wartezeit vor der Sicherheitskontrolle vor.
Der Flughafen hat bereits Maßnahmen ergriffen, die "innerbetrieblichen Prozesse zu optimieren und die Prognosegenauigkeit zu erhöhen", antwortet dieser auf eine AZ-Anfrage hin.
Besser soll es im Frühjahr nächsten Jahres werden. Da soll der Umbau an den Sicherheitskontrollen im Terminal 2 abgeschlossen sein. Dann werden dort CT-Scanner eingesetzt, die die Kapazität an den Sicherheitskontrollen um 30 Prozent steigern sollen.