Aidskranker missbraucht geistig behinderten Bub

MÜNCHEN - Der 51-jährige Peter R. hat gestern vor dem Landgericht München I den sexuellen Missbrauch an einem geistig zurückgebliebenen 15-Jährigen gestanden. Bei dem Missbrauch infizierte er den Jungen mit Feigwarzen und HIV.
Nikola (alle Namen geändert) betet jeden Tag, dass er gesund wird. Der junge Pole kann nicht begreifen, was ihm geschehen ist: Sein Peiniger, Peter R., steht seit gestern vor dem Landgericht München I. Er hat den 15-Jährigen missbraucht und ihn dabei mit HIV infiziert. Geistig ist Nikola aber nicht fünfzehn, sondern erst sechs oder sieben Jahre alt. Er ist zurückgeblieben und hat einen IQ von 40.
Peter R. wusste das, genau wie er seit 2003 von seiner Krankheit wusste. Vor Gericht schwieg er. Mit verschränkten Armen verfolgte er die Verhandlung, den Blick ins Leere gerichtet, wie ein desinteressierter Schüler. Über seinen Anwalt ließ der der 51-jährige ausrichten, er räume alle Anklagepunkte ein.
Eine Reihe von Geld- und Bewährungsstrafen hat der gebürtige Berliner in den Akten, darunter auch den Missbrauch eines Kindes im Jahr 1990. Das Kind war sein damals vierjähriger Sohn – Peter R. nahm sein Glied in den Mund, als der Kleine zu ihm ins Bett kam.
Die Frau warf ihn raus, die drei Kinder durfte er nicht mehr sehen. Peter R. begann zu trinken, verlor seinen Job als Maler. Er entdeckte seine homosexuellen Neigungen, traf sich mit anderen Schwulen in öffentlichen Toiletten. Nach der Scheidung zog er 1999 nach München, hier ging er gelegentlich ins Porno-Kino und hatte da Sex mit Fremden. Er zog in das Mehrfamilienhaus ein, in dem auch Familie S. wohnte.
Nikola vertraut sich seiner Mutter erst an, als er Schmerzen hat
„Er war oft zum Essen da“, sagt Nikolas Vater. Tiefe Furchen durchziehen seine Stirn. Bei einem anderen Nachbarn bekamen Nikola und sein Bruder Nachhilfe. Eines Tages, im Februar 2007, tauchte da auch Peter R. auf. Er nahm Nikola mit ins Bad, verriegelte die Tür. Dann vergewaltigte er den Jugendlichen. Eine Woche später kam Nikola in die Wohnung seines Peinigers. Peter R. nutzte die Gelegenheit eiskalt aus, missbrauchte Nikola erneut und befriedigte sich danach vor den Augen des Jungen.
„Nikola veränderte sich, zog sich zurück“, so eine Psychologin. Erst, als er starke Schmerzen hatte, vertraute er sich seiner Mutter an: Nicht nur mit HIV, auch mit Feigwarzen hatte der 51-Jährige den Jungen infiziert. „Ich glaube, dass ein gewisses Scham- und Schuldgefühl bei ihm vorhanden ist“, sagt seine Psychologin. Über die Tat redet Nikola nicht. Er geht auf eine Förderschule, will Bäcker oder Koch werden. Er schäme sich für den Schwerbehindertenausweis und bete, nicht bis an sein Lebensende Tabletten schlucken zu müssen, erzählt sein Vater leise vor Gericht.
Peter R. wird des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen beschuldigt - bei der ersten Tat kommt noch gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung dazu. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft mit anschließender Sicherungsverwarnung. Die Verhandlung wird fortgesetzt.
Laura Kaufmann