AFK M 94.5 droht Verlust von UKW-Frequenz. Verliert München sein Radio?

München - Es herrscht noch keine Feierabendstimmung in dem mit bunten Musikplakaten und Aufklebern verzierten Großraumbüro in der Rosenheimer Straße. Auch nach 18 Uhr sprechen die Mitarbeiter des Radiosenders AFK M 94.5 Nachrichten ein und bereiten Sendungen vor. Es sind hauptsächlich Studenten, die hier die Möglichkeit haben, eine redaktionelle Ausbildung zu bekommen – und auf vielen Kanälen gehört zu werden.
Der Verlust von UKW bedeutet Hörerverlust
Einen dieser Kanäle wird es vielleicht nicht mehr lange geben: Dem Ausbildungs- und Forschungsradio droht zum 15. April 2017 der Verlust ihrer UKW-Frequenz. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) zieht in Erwägung, die Frequenz neu zu vergeben: Interessenten sind die privaten Radiosender Rock Antenne, eine Tochter von Antenne Bayern, und der Jugendradiosender Ego FM.
Die BLM hat es sich zur Aufgabe gemacht, den privaten Hörfunk zu stärken, erklärt Pressesprecherin Bettina Pregl. Dafür gibt es das sogenannte Hörfunkkonzept 2020. Zudem laufe die Lizenz von AFK M 94.5 ohnehin regulär aus, was der Anlass für die Überlegungen einer möglichen Neuvergabe sei. Weder wolle man damit die Ausbildung schwächen noch den Sender abschalten, heißt es. Er wird auch weiterhin über DAB+ und einen Livestream im Web empfangbar sein.
Also alles halb so schlimm? Nein, sagt Volontär Johannes Vogl. „Der Verlust der UKW-Frequenz bedeutet, dass ein großer Teil unserer Hörer wegbricht. Es ist nach wie vor die größte Verbreitungsart“. Laut der im November erschienenen JIM-Studie, die das Medienkonsumverhalten von Jugendlichen untersucht, nutzen über die Hälfte der jungen Radiohörer ein UKW-Radio oder „normales Autoradio“.
Wieso es bei M94.5 vs Rock Antenne nur Verlierer gibt
Diese Jugendlichen sind die Zielgruppe des Münchner Senders, der laut aktueller Funkanalyse Bayern eine Zuhörerschaft von 20 000 Menschen hat. Für einen kleinen „Nischensender“ abseits vom Mainstream keine schlechte Zahl. „Wir werden draußen gehört“, sagt der 28-jährige Vogl. „Das ist kein in sich geschlossenes Studienmodul. Man will sich nicht vor Tausenden Leuten blamieren.“
Mindestens genauso wichtig für den Studentensender: Wer eine UKW-Frequenz hat, ist relevant, wird zu Pressekonferenzen eingeladen, erhält Akkreditierungen und Kooperationen. Musik- und Plattenfirmen schicken ihre Künstler.
Die Ausbildung müsste umstrukturiert werden
„Wir müssen uns jetzt schon immer wieder vorstellen“, erzählt die 24-jährige Romana Bauer, die seit fast vier Jahren dabei ist. „Aber wenn sie von der UKW-Frequenz erfahren, ist es ok. Und es kam schon öfter vor, dass wir eine Band vorgestellt haben, die drei Monate später auf Bayern 3 lief“.
Die Mitarbeiter schätzen die Ausbildung, sagt der 28-jährige Geschichtsstudent Philipp Kleiber. „Man muss überlegen, sich vorbereiten und lernt nicht nur theoretisch“. Was ein Verlust der UKW-Frequenz für die Zukunft der Ausbildung heißt, kann auch Programmchef Wolfgang Sabisch noch nicht sagen. Er möchte natürlich auch weiterhin Leute so fördern, dass sie danach keinen „Realitätsschock“ erleiden, sagt er zur AZ. Doch ohne UKW müsse man bestimmte Elemente anders organisieren.
In einem sind sich alle einig: Noch ist nichts verloren. Es gibt einen Hashtag, "#saveM94.5" auf Twitter, den zahlreiche Unterstützer nutzen. Eine Petition im Internet sammelt Unterschriften. Am 9. Februar tagt der Hörfunkausschuss des BLM zum Thema.
Dann soll auch AFK M 94.5 die Gelegenheit bekommen, mitzudiskutieren – und sich Gehör zu verschaffen.