Afghanistan-Kritik: Bischof Friedrich verteidigt Käßmann
MÜNCHEN - Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, erntete viel Kritik für ihre Forderungen, die Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Landesbischof Friedrich nimmt die Chefin der Evangelischen Kirche aber in Schutz.
Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, verteidigt. Die Bischöfin hatte zu Weihnachten einen Abzug der Truppen aus Afghanistan gefordert. „Dieser Krieg ist so nicht zu rechtfertigen“, hatte die oberste Protestantin gesagt. CDU-Politiker hatten sie daraufhin kritisiert, der Bundeswehrverband sprach gar davon, dass sie die Soldaten am Hindukusch im Stich lasse.
Bischof Friedrich sagte jetzt in München, dass Käßmann zurecht darauf hingewiesen habe, dass der Einsatz nach Kriterien der gewaltlosen Konfliktregelung bedacht werden sollte. Man müsse überprüfen, ob wirklich alle anderen gewaltlosen Mittel genügend eingesetzt werden. Mit Ausgaben für Bildung und Soziales könnte der Terror auf Dauer vielleicht wirkungsvoller bekämpft werden als mit Waffen. Die Forderung nach mehr Nato-Soldaten für Afghanistan wollte Friedrich nicht kommentieren: „Das ist nicht meine Aufgabe als Landesbischof.“
Friedrich will den Blick heuer auf evangelische Kirchen lenken. Es gehe ihm darum, „wie auch in Kirchengemeinden die Stärke von christlicher Gemeinschaft wieder neu entdeckt werden kann.“
Mehr als 20000 Menschen treten zurzeit jedes Jahr aus der Kirche aus – auch für die evangelische Kirche ein Alarmzeichen: Offenbar gebe es viele Deutsche, die in der Kirche „nicht den geistlichen und spirituellen Halt finden, nach dem sie suchen“. Hier sind die Schwestern- und Bruderschaften der evangelischen Kirche eine Ausnahme: Sie verzeichnen wachsende Besucherzahlen in ihren Gästehäusern.
Dass es überhaupt evangelische „Klöster“ gibt, ist eine relativ neue Erscheinung: Die ersten Kommunitäten sind in der jetzigen Form erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden.