Affenschande! Tierpark Hellabrunn hat sich verzockt

Die Finanzkrise erreicht München immer mehr: Hellabrunn und die Gewofag verlieren Millionen mit Papieren der Pleitebank Lehman Brothers.
von  Abendzeitung
Die Finanzkrise trifft auch die Bewohner des Tierparks.
Die Finanzkrise trifft auch die Bewohner des Tierparks. © Schramek / AP

MÜNCHEN - Die Finanzkrise erreicht München immer mehr: Hellabrunn und die Gewofag verlieren Millionen mit Papieren der Pleitebank Lehman Brothers.

Während die Affen und Giraffen im Tierpark gemächlich den Tag verbummeln, haben die Bullen und Bären der Börse heftig in der Hellabrunner Kasse gewütet: 160000 Euro hat der Tierpark verzockt, weil er Geld bei der amerikanischen Pleite-Bank Lehman Brothers anlegte.

Täglich werden mehr Münchner Opfer der weltweiten Finanzkrise bekannt. Zuerst meldete der Kämmerer, dass die Stadt München bei Lehman Brothers wohl vier Millionen Euro abschreiben kann (50 Millionen hatte ein ausgefuchster Beamter rechtzeitig bei der Bank zurückgeholt, wie die AZ berichtete).

8 Millionen auf der hohen Kante

Auf Anfrage von CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk kamen am Freitag mit dem Tierpark und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag noch mehr städtische Opfer ans Tageslicht.

Der Tierpark hat nach Auskunft des kaufmännischen Direktors Walter Schmid insgesamt acht Millionen Euro auf der hohen Kante. Dabei gibt der Zoo sich gegenüber dem Stadtrat stets arm wie eine Kirchenmaus. Das meiste Geld sei in festverzinslichen und risikofreien Papieren angelegt. 200 000 Euro bunkerte der Zoo bei Lehman Brothers – als Kapitalschutz-Zertifikate.

"Das ist ärgerlich"

Der Tierpark geht davon aus, dass davon nur 40 000 Euro übrig bleiben werden. Schmid: „Das ist ärgerlich, aber kompensierbar.“ Er rechnet dagegen: Für die acht Millionen Euro habe der Zoo voriges Jahr 400 000 Euro Zinsen verdient. Das gleiche den Verlust von 160 000 Euro aus.

Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag hat sich verspekuliert: um 2,9 Millionen Euro. Das heißt dann „Wertberichtigungsbedarf“. Die Gewofag gibt im Geschäftsbericht von 2007 ein Anlagevermögen von 962 Millionen Euro an. Neben Gebäuden und Grundstücken stecken davon 281 Millionen Euro in Finanzanlagen. Aber nicht bei Pleite-Banken. „Alle Geldinstitute, bei denen die Gewofag Anlagen hat, gibt es noch“, so Maria Knauer, Sprecherin des Vorstands.

Für Mieter keine Konsequenzen

Man hoffe, dass mit steigenden Kursen auch der Verlust niedriger werde. „Für unsere Mieter hat das keine Konsequenzen“, so Knauer. „Die geplanten Investitionen sind nicht betroffen.“ Genau das will Hans Podiuk im Finanzausschuss des Stadtrats beantwortet wissen: „Das sind erhebliche Summen!“

Dagegen bringt einer „sein“ Geld in Sicherheit: Kämmerer Ernst Wolowicz wird jetzt 100 Millionen Euro Schulden mehr tilgen, als geplant war. Damit zahlt er in diesem Jahr 400 Millionen Euro ab: „Die Tilgung von Schulden ist derzeit die absolut sicherste Kapitalanlage.“

Willi Bock

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