Affenpocken: Was man zu dem Virus wissen muss

Seit der erste Fall von Affenpocken in Deutschland aufgetaucht ist, ist dieses Virus in aller Munde. Woher es kommt, wie die Krankheit verläuft und wie gefährlich es ist: Die AZ hat die Antworten.
von  AZ
Der erste Affenpocken-Fall Deutschlands wird in München behandelt. (Symbolbild)
Der erste Affenpocken-Fall Deutschlands wird in München behandelt. (Symbolbild) © imago

München - Das bayerische Gesundheitsministerium hat am Samstag mitgeteilt, dass der mit dem Affenpocken-Virus infizierte Münchner Patient die mildere von zwei Virusvarianten erwischt hat. Es gehe ihm "relativ gut" hat die München Klinik mitgeteilt, wo er zurzeit  behandelt wird. Er habe mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur nur geringfügige Symptome und brauche noch keine speziellen Medikamente. 

Wie genau das Affenpockenvirus übertragen wird, wie der Krankheitsverlauf aussieht und was das für uns hier bedeutet? All diese Fragen hat die Virologin Sandra Ciesek am Samstag auf Twitter beantwortet. Sie ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität – vielen ist sie wahrscheinlich bekannt als Expertin im NDR-Podcast "Coronavirus Update", wo sie neben Christian Drosten regelmäßig über aktuelle Fragen zum Thema informierte. 

Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengefasst:

Affenpocken: Was sind die Symptome?

Laut Ciesek typisch sind "Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit zusammen mit charakteristischen Hautveränderungen". Der Ausschlag beginne in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen nach Beginn des Fiebers. Die Pocken, auch Läsionen genannt, sind flach oder leicht erhaben, "mit einer klaren oder gelblichen Flüssigkeit gefüllt". Diese verkrusten dann, trocknen ein und fallen ab. Die Anzahl der Läsionen kann von einigen wenigen bis zu mehreren Tausend reichen. Insbesondere im Gesicht, an den Handflächen und Fußsohlen tritt dieser Ausschlag auf, kann aber auch am Mund, an den Genitalien oder an den Augen auftreten. In der Regel verschwindet er nach 2-4 Wochen wieder. 

Wie gefährlich ist das Affenpocken-Virus?

Wie Ciesek auf Twitter schreibt, sind auch schwere Verläufe möglich: "Die offenen Hautläsionen können sich entzünden und mit Bakterien superinfiziert werden. Auch eine Infektion der Augen mit Sehverlust ist möglich." Selten trete eine Lungenentzündung auf. 

Gefährdet sind insbesondere Menschen mit eingeschränkten Immunsystemen oder jene, die unter schlechten hygienischen Bedingungen leben. 1-10 Prozent der Fälle in Afrika seien tödlich, diese Zahl "ist aber nicht auf unsere Lebensbedingungen übertragbar", so Ciesek.

Wie wird es übertragen?

Vom Tier auf den Menschen wird das Virus über einen Biss oder direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines infizierten Tiers übertragen. Menschen sind ansteckend, solange sie Symptome haben: Dann kann man sich durch "engen körperlichen Kontakt mit einer infizierten Person" anstecken. Besonders ansteckend laut Ciesek: der Hautausschlag, Körperflüssigkeiten und Schorf. Wenn der Patient Läsionen im Mund hat, kann auch der Speichel infektiös sein. Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und 14 bis 21 Tagen.

Wie wird es behandelt? Gibt es eine Impfung?

Gemäß Ciesek ist meist nur die Behandlung von Symptomen angezeigt. Dabei werden die Läsionen gepflegt und sauber gehalten, bis sie abheilen. In schweren Fällen kann ein antivirales Medikament eingesetzt werden. 

Es gibt mehrere Pocken-Impfstoffe, "die auch einen gewissen Schutz vor Affenpocken bieten", so Ciesek. Der ursprüngliche Pocken-Impfstoff sei aber nicht mehr erhältlich, da die Pockenimpfung seit den Siebziger Jahren eingestellt wurde. Da galt die Krankheit als ausgerottet. In der EU ist ein Impfstoff gegen Pocken zugelassen, in Großbritannien wird engen Kontaktpersonen eine Impfung angeboten. 

Warum reden plötzlich alle von Affenpocken?

Wie Ciesek schreibt, gibt es seit Mai mehrere Fälle gleichzeitig in über zehn Ländern, wo das Virus nicht endemisch ist. Dies sei bisher nicht typisch gewesen und die WHO untersucht, ob sich das Virus verändert hat oder ob es eine andere Erklärung gibt. Bisher gebe es aber keinen Zusammenhang zwischen den Fällen. 

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