Ärztepfusch: Münchnerin für immer gelähmt

Mit 13 Jahren erkrankt Zarina Z. an Krebs – die Ärzte im Haunerschen Kinderspital erkennen es aber nicht. Seitdem ist die Münchnerin querschnittsgelähmt – und wartet noch immer auf Schmerzensgeld
von  Abendzeitung
Zarina sitzt seit sechs Jahren im Rollstuhl
Zarina sitzt seit sechs Jahren im Rollstuhl © Petra Schramek

MÜNCHEN - Mit 13 Jahren erkrankt Zarina Z. an Krebs – die Ärzte im Haunerschen Kinderspital erkennen es aber nicht. Seitdem ist die Münchnerin querschnittsgelähmt – und wartet noch immer auf Schmerzensgeld

Es begann mit einem Kribbeln – „als wären meine Beine eingeschlafen“, erinnert sich Zarina Z. Ganz ruhig berichtet die zierliche Münchnerin von der Woche, die ihr Leben für immer veränderte. Sie war 13 Jahre alt und ein bis dahin kerngesundes Mädchen. Doch dann begann das Kribbeln. Dazu kamen Rückenschmerzen und Taubheitsgefühle. Am 30. April 2003 wurde sie im Haunerschen Kinderspital der Uni München aufgenommen.

Zarina hatte einen Tumor, der auf ihr Rückenmark drückte. Doch niemand erkannte den Notfall. Fünf Tage vergingen ohne notwendige Untersuchungen. Die Ärzte vermuteten eine psychische Ursache. „Gegen die Schmerzen gaben sie mir eine Wärmflasche.“ Wertvolle Zeit verrann – bis es zu spät war. Seitdem sitzt Zarina im Rollstuhl. „Ich werde nie wieder laufen können“, sagt sie.

Für ihren Anwalt Wolfgang Putz ist Zarinas tragischer Fall „ein glasklarer Behandlungsfehler“. Die Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen der Landesärztekammer sowie ein zweiter Gutachter bestätigten das: „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ sei die Querschnittslähmung auf die verspäteten Maßnahmen zurückzuführen.

Zarina hätte völlig geheilt werden können. Auch in der Klinik ist man sich der Verantwortung bewusst. Direktor Dietrich Reinhardt: „Es handelt sich um einen tragischen, menschlichen Fehler, der uns sehr leid tut. Ein tragischer Einzelfall!“

Umso unverständlicher, dass Zarina sechs Jahre später noch immer auf Schmerzensgeld wartet. Ihr Anwalt fordert 365000 Euro, doch erst 50000 wurden überwiesen. Putz: „Die Uni-Verwaltung schafft die Abwicklung nicht. Mir bleibt nichts anderes mehr übrig, als den Staat als Klinik-Träger zu verklagen.“

Zarina hat den Krebs heute besiegt. Sie wurde in Großhadern operiert, verbrachte 18 Monate in Kliniken. Danach musste sie ein Schuljahr wiederholen und zog mit 14 von zu Hause aus. Ihre rheumakranke Mutter hätte es nicht geschafft, sie täglich zu pflegen. Selbst beim Gang auf die Toilette braucht Zarina Hilfe. Sie geht jetzt in der Pfennigparade zur Schule, wohnt in einer Behinderten-WG. Zarinas Leben hat sich völlig verändert. Trotzdem ist sie eine fröhliche junge Frau: „Man muss positiv denken!“, sagt sie voller Überzeugung. Die 19-Jährige liest gern Krimis und fährt mit Freundinnen zum Shoppen in die City.

„Das Geld macht mich nicht wieder gesund“, sagt Zarina. „Aber es würde mein Leben erleichtern. Vor allem, wenn ich studiere.“ Eines Tages möchte sie Ärztin werden. Krebsärztin. N. Job, M. Backmund

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