Ärger mit der Umsatzpacht: Noch drei Wiesn-Wirte im Fokus

Falsche Abrechnung. Drei Wirte zahlen jetzt offenbar freiwillig nach. Insider spricht von "Angst und Schrecken unter den Wirten".
von  Kimberly Hagen
Auf der Wiesn läuft das Geschäft.
Auf der Wiesn läuft das Geschäft. © dpa/Tobias Hase

München - Der Wirbel um die Wiesn lässt nicht nach. Im Gegenteil: Nach den Abrechnungsfehlern von Wiggerl Hagn (Löwenbräuzelt, in Höhe von 2,2 Millionen Euro) und dem Strafbefehl gegen Toni Roiderer und seinen Sohn Thomas (Hackerzelt, über insgesamt 95 000 Euro), drohte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), diesmal auf der Wiesn hart durchzugreifen. Ein externer Wirtschaftsprüfer soll nach drei Stichproben, unter die zufällig Hagn vom Löwenbräuzelt gefallen war, nochmal alle 14 großen Wiesn-Zelte genau unter die Lupe nehmen. Schließlich soll unter den Wiesn-Besuchern nicht der Eindruck entstehen, die Wirte seien unantastbar und könnten sich alles erlauben.

Das führt allerdings zu jeder Menge Unruhe und Sorge unter den Wiesn-Wirten, die jedes Jahr um mehrere Millionen reicher werden und sich dieses lukrative Geschäft freilich nicht nehmen lassen wollen. Also bauen sie vor. Wie jetzt: Nach der Androhung der zusätzlichen Prüfung haben sich drei Wiesn-Wirte freiwillig bei der Stadtverwaltung gemeldet, um bei ihren Abrechnungen nachzubessern, bevor jemand anderes Unstimmigkeiten entdeckt.

Freiwillige Nachzahlungen - "relativ geringfügige Summen"

Nach AZ-Informationen soll es sich unter anderem um Peter Pongratz (Winzerer Fähndl) und Edi Reinbold (Schützenfestzelt) handeln. Aus Rathaus-Kreisen erfuhr die AZ: "Es gibt drei steuerliche Nachmeldungen von Wiesn-Wirten, die natürlich untersucht werden."

Wie hoch die freiwilligen Nachzahlungen sind? "Es handelt sich um relativ geringfügige Summen", heißt es von der Stadt. In Oktoberfest-Dimensionen bedeutet das nach AZ-Informationen: fünfstellige Beträge.

Insider zur AZ: "Es herrscht Angst und Schrecken unter den Wirten"

Edi Reinbold, der mit seinen Söhnen Mathias und Ludwig das Schützenfestzelt führt, äußert sich als Einziger zu den aktuellen Vorkommnissen und sagt zur AZ: "Es stimmt, ich habe mit meinem Steuerberater 19.000 Euro nachkorrigiert. Da ist überhaupt nichts Schlimmes dabei, ich habe ein total reines Gewissen." Warum die Nachzahlung, Pardon: Nachkorrektur? Reinbold weiter: "Es ging um die sogenannten Brotzeitbrettl, also die Vorspeisenbretter, die gern auf den Tischen stehen. Die wurden zwar der Steuer gemeldet. Aber ich war mir nicht mehr sicher, ob die ebenfalls unter die Umsatzpacht fallen. Also habe ich das lieber auch noch bezahlt." 

Die Umsatzpacht ist für die Wiesn-Wirte noch relativ neu und liegt jetzt bei 7,8 Prozent. 2017 wurde sie eingeführt, um damit die steigenden Sicherheitskosten der Stadt München zu decken. Wiggerl Hagn, dienstältester Gastronom auf der Theresienwiese, hatte sich zuletzt verrechnet, der Stadt 115 000 Euro nachgezahlt und damit den ganzen Wiesn-Wirbel ausgelöst.

Er selbst hatte vor wenigen Tagen in der AZ verkündet, dass er sich freiwillig zurückziehe und sich für die kommende Wiesn erstmals nicht mehr beworben habe - die Frist dazu endete am 31. Dezember 2018. Er hofft, dass Tochter und Enkel sein Zelt trotzdem künftig führen dürfen.

Ein Insider zur AZ: "Es herrscht Angst und Schrecken unter den Wirten. Sie können der Stadt nicht mehr trauen, sind unsicher und übervorsichtig." Dass die Umsatzpacht zu kompliziert sei, dementiert die Stadt allerdings. Einer, der nicht genannt werden will: „Zur Kompliziertheit der Abrechnungsregel für die Umsatzpacht gibt es sehr unterschiedliche Meinungen von den Wirten. Aber: Jeder Wirt hat einen Steuerberater. Und ein Steuerberater, der da nicht durchschaut, sollte sich lieber einen anderen Job suchen."

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